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    Kein Wachstum in Sicht  1568  0 Kommentare Erst hui, dann pfui – Twitter schockt die Anleger

    Auf die Freude folgt der Schock: Eben noch reagierten Anleger geradezu euphorisch auf die Quartalszahlen und schickten die Twitter-Aktie zehn Prozent ins Plus. Doch die Freude währte nicht lange. Ein Blick hinter die Zahlen genügte – und plötzlich stand die Aktie zehn Prozent im Minus.

    Twitter ist nicht nur am Puls der Zeit, sondern vor allem am Puls der Börse. So nah, dass der Kurznachrichtendienst Aktienkurse sogar zuverlässiger voraussagen könne als andere gängige Indikatoren, befand die Europäische Zentralbank (EZB) kürzlich in einer Studie (siehe: Mit diesem Trick kennen Sie heute schon die Börsenkurse von morgen – ganz sicher!). Aber ob Twitter auch vorhersehen konnte, welche Achterbahnfahrt seine eigene Aktie am Dienstag durchmachen musste?

    Der Kurznachrichtendienst wähnte sich schon als Gewinner des Tages. Immerhin ließen Anleger die Aktie nachbörslich um 10 Prozent steigen. Die Quartalszahlen waren besser ausgefallen als erwartet, die Investoren dankten es mit einem deutlichen Kursplus. Doch dann folgte der Schock und die Aktie stürzte plötzlich auf bis zu minus zehn Prozent ab. Schwaches Nutzerwachstum und ein trüber Geschäftsausblick bereiteten der Twitter-Party ein jähes Ende.

    Twitter-Aktie im 5-Tagechart

    Nutzern vergeht die Lust am Twittern

    Dabei gab ausgerechnet Twitters Mitgründer und Interimschef Jack Dorsey den Partycrasher. Gemeinsam mit seinem Finanzvorstand Anthony Noto schwor er Investoren auf schwere Zeiten ein. Vor allem das Nutzerwachstum entpuppt sich als großes Problem. Noto sprach von einer „dramatischen Verlangsamung“. Die Zahl der User, die mindestens einmal im Monat Twitter nutzen, stieg im zweiten Quartal kaum noch und lag zuletzt bei 316 Millionen.

    Dorsey, der den Spitzenjob zu Monatsbeginn vom nach Dauerkritik zurückgetretenen Dick Costolo übernahm, ging mit dem bisherigen Kurs hart ins Gericht. Das Bemühen, neue Nutzer zu gewinnen, habe bislang keine nennenswerte Wirkung gezeigt: „Das ist inakzeptabel.“

    Twitter sei zu kompliziert, so die Kernbotschaft des über Twitters Livestream-App Periscope übertragenen Konferenzschalte, in der sich Dorsey mit Kapuzenpulli und Hipster-Vollbart zeigte. Finanzchef Noto sagte, es werde beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen, bis der Firma die Wende gelingen könne. Damit war die Freude am Markt über die Quartalszahlen dahin und die Aktie stürzte ab.

    Schwächste Umsatzsteigerung seit IPO

    Zuvor hatten Anleger noch regelrecht euphorisch reagiert, weil Twitter beim Umsatz im zweiten Quartal überraschend gut vorankam. Die Erlöse stiegen verglichen mit dem Vorjahreswert um 61 Prozent auf 502 Millionen Dollar (455 Mio Euro). Ohne den Einfluss des starken Dollar, der die Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung reduziert, hätte der Zuwachs 68 Prozent betragen.

    Die Werbeeinnahmen nahmen um 63 Prozent auf 452 Millionen Dollar zu. Davon entfielen 88 Prozent auf das zukunftsträchtige Geschäft mit mobilen Anzeigen auf Smartphones oder Tablets. Doch schon ein näherer Blick auf die Zahlen reichte für erste Ernüchterung. So übertraf die Umsatzentwicklung zwar die Prognosen, der Zuwachs erwies sich aber als der bislang schwächste in einem Quartal seit dem Börsengang im November 2013.

    Kein nachhaltiges Wachstum in Sicht – Ist Twitter am Ende?

    Zudem verliert Twitter weiterhin Geld - auch wenn das Minus zum Vorjahr immerhin von 145 auf 137 Millionen Dollar verringert werden konnte. Das Unternehmen steckt in einer Übergangsphase, nach Costolos Abgang muss ein neuer Vorstandschef her. Firmen-Mitbegründer Dorsey, der Twitter bereits in der Vergangenheit führte, kommt für etliche Mitglieder im Twitter-Aufsichtsrat als Dauerlösung nicht infrage, weil der Twitter nur im Teilzeitjob führen kann. Er leitet parallel den Bezahldienst Square, der laut US-Medien vor dem Börsengang steht.

    Twitter braucht ein klares Konzept, um Nutzer zu überzeugen und profitabel zu werden. Doch große Hoffnungen sollen sich Investoren vorerst nicht machen: „Wir erwarten kein nachhaltiges, bedeutendes Wachstum, bevor wir den Massenmarkt erreichen“, sagte Finanzchef Noto. Und das werde noch erheblich dauern. Möglicherweise wird sich um diese Baustelle ohnehin bald ein anderes Management kümmern - Twitter wird schon länger als Übernahmekandidat gehandelt (Lesen Sie hierzu: Google meets Twitter - Was ist dran am Übernahmegerücht?)

    Mit dpa-AFX



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