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Tui legt trotz Tunesien-Anschlag die Gewinnlatte höher - Kurssprung
HANNOVER (dpa-AFX) - Der weltgrößte Reisekonzern Tui wird trotz des Terroranschlags in Tunesien und harter Konkurrenz zuversichtlicher für das Geschäft mit dem Urlaub. Mitten in der wichtigen Sommersaison setzten die Co-Vorstandchefs Fritz Joussen und Peter Long am Donnerstag die Latte für den Gewinn in diesem Geschäftsjahr herauf. Vor allem die konzerneigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffe bereiten Tui Freude. Deren Gewinne federten zuletzt Einbußen auf dem deutschen Heimatmarkt ab, wo sich Reiseveranstalter einen heftigen Preiskampf liefern.
An der Börse wurden die Nachrichten mit Freude aufgenommen. In Frankfurt legte die Tui-Aktie am Morgen um 9,91 Prozent auf 15,965 Euro zu. An der Londoner Börse war sie mit einem Plus von 8,42 Prozent zweitstärkster Wert im Index FTSE 100 .
Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September soll der operative Gewinn (bereinigtes Ebita) von im Vorjahr knapp 869 Millionen Euro nun um 12,5 bis 15 Prozent zulegen. Das ist die obere Hälfte der bisher anvisierten Spanne. Neben Sondereffekten rechnet die Tui-Führung dabei auch Schwankungen der Währungskurse heraus. In den kommenden drei Jahren wollen Long und Joussen das bereinigte Ebita im Schnitt um mindestens 10 Prozent steigern.
Im abgelaufenen Quartal gelang dem Unternehmen auch unter dem Strich der Sprung in die Gewinnzone. Im dritten Geschäftsquartal von April bis Juni erzielte Tui einen Überschuss von 29 Millionen Euro nach einem Verlust von 26 Millionen ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg um 6 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte um knapp 19 Prozent auf 194 Millionen Euro zu.
Dabei gelang der Kreuzfahrtsparte mit Tui Cruises und dem langjährigen Sorgenkind Hapag-Lloyd Kreuzfahrten operativ die Fahrt in die Gewinnzone. Bei den eigenen Hotels und Clubs sorgten vor allem die Riu-Häuser für ein kräftiges Gewinnplus. Im Veranstaltergeschäft konnte Tui den Gewinn vor allem in Großbritannien steigern. In Zentral- und Westeuropa sackte das operative Ergebnis hingegen ins Minus. Tui begründete dies unter anderem mit einem verschärften Wettbewerb in Deutschland und Investitionen in den Vertrieb. Reiseveranstalter erzielen ihre Gewinne hauptsächlich in der Hauptreisezeit im Sommer, die erst im Juni richtig anlief.
Der Terroranschlag im Riu-Hotel "Imperial Marhaba" in Tunesien Ende Juni traf den Tui-Konzern daher besonders heftig. 38 Urlauber kamen ums Leben. Tui und andere Veranstalter brachten ihre Gäste eilig zurück in die Heimat und boten anderen Kunden kostenfreie Umbuchungen an. Joussen erwartet, dass die dadurch entstandenen Kosten und Buchungsausfälle den operativen Gewinn in diesem Geschäftsjahr mit 35 Millionen Euro belasten - davon 10 Millionen im abgelaufenen Quartal. Tui habe zwar keine eigenen Hotelbauten in Tunesien, aber 14 Pacht- und 10 Managementbetriebe.
Die Griechenland-Krise betrachtet Joussen hingegen gelassen. Die Reisebuchungen für das Land befänden sich weiterhin "gut über Vorjahr". Nur auf dem Höhepunkt der Krise Ende Juni und Anfang Juli hätten sich die Kunden zurückgehalten, seitdem hätten die Buchungen wieder angezogen. Konkurrent Thomas Cook ("Neckermann Reisen") hatte seine Belastung durch eine Last-Minute-Preisschlacht bei Griechenland-Reisen auf 5 Millionen Pfund beziffert. Der Tui-Vorstand erwartet hingegen keine Auswirkungen.
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Auch insgesamt befindet sich das Sommergeschäft des Konzerns laut Joussen auf Kurs: Im Schnitt lägen die Buchungen und Durchschnittspreise 2 Prozent höher als im Vorjahr. 86 Prozent des Reiseangebots sei inzwischen verkauft. Freude macht der Tui-Führung derzeit auch der schwache Euro. Wegen der starken Entwicklung des britischen Pfunds im Verhältnis zum Euro dürfte das bereinigte Ebita im laufenden Geschäftsjahr rund 60 Millionen Euro höher ausfallen als ohne diesen Effekt, sagte Finanzchef Horst Baier. Auf den prognostizierten operativen Gewinn komme dies noch obendrauf./stw/fri/zb