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    Von wegen unsichtbare Hand!  4759  1 Kommentar "Je weniger Staat, desto größer die Armut!" Nobelpreisträger widerlegt liberales Argument

    Gerade erst wurde Angus Deaton für seine Forschung zum Thema Armut mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet (siehe hier). Nun meldet er sich mit einer These zu Wort, die liberalen „Der Markt regelt alles“-Denkern ganz und gar nicht gefallen dürfte.

    Die berühmte unsichtbare Hand. Gemeinsam mit dem Trickle-Down-Effekt bildet sie DAS Credo der Hayek’schen Lehre: Der Markt wendet alles zum Guten, solange der Staat sich raushält. Je weniger er eingreift, desto besser geht es uns. Doch Angus Deaton, frischgebackener Wirtschaftsnobelpreisträger, behauptet nun genau das Gegenteil. Er sagt: je weniger Staat, desto größer die Armut.

    Die Abwesenheit staatlicher Möglichkeiten sei eine der Hauptursachen für Armut und Mangel weltweit, schreibt Deaton in einem Gastbeitrag für das „Project Syndicate“. „Arme Menschen brauchen eine Regierung, um ein besseres Leben führen zu können.“ Deaton kritisiert, dass Bürger reicher Länder die Leistungen des Staates oftmals nicht würdigten, sondern sie als selbstverständlich ansehen und deshalb schlicht übersehen würden. Dabei leisteten die Regierungen „Dienste, ohne die die Bürger ihr Leben nicht leben könnten“, so der Princeton-Professor. Zu diesen Leistungen gehörten Rechts- und Regulierungssysteme, Infrastruktur, aber auch Sozialleistungen, Gesundheitswesen und Diplomatie. Wie wichtig diese Dinge nicht nur für die einzelnen Menschen, sondern auch für Unternehmen sind, begreift man erst, wenn diese so selbstverständlichen Dinge plötzlich fehlen. Deaton schreibt: „Ohne eine Regierungsmacht ohne Regierungsmacht funktionieren Regulierung und Durchsetzung nicht richtig, was es schwierig macht, ein Unternehmen zu führen. Ohne richtig arbeitende Zivilgerichte gibt es keine Garantie, dass innovative Unternehmer die Früchte ihrer Ideen ernten können. (…) Ohne effektive Staaten, die mit aktiven und einbezogenen Bürgern zusammenarbeiten, bestehen wenig Chancen für das Wachstum, das für die Abschaffung der weltweiten Armut nötig ist.“

    Darum macht Entwicklungshilfe die Armen noch ärmer

    Für den US-Ökonom ist das Ausmaß der Armut demnach eng an die Effektivität des Staates gekoppelt. Aus diesem Grund sei die Armut gerade in solchen Ländern besonders ausgeprägt, in denen die Regierungen weder Steuern eintreiben noch staatliche Dienstleistungen gewähren könnten. Und: „Leider verschlimmern die reichen Länder die Sache momentan noch.“ Dadurch, dass wir die bereits jetzt schwachen Regierungen noch schwächer machten, könnten wir den Armen nicht helfen, so Deaton. Im Gegenteil.

    Es ist eine weitere These des Wirtschaftsnobelpreisträgers, die aufhorchen lässt. Immerhin unterstellt er damit, dass Entwicklungshilfe Armut nicht – wie gewollt -bekämpft, sondern fördert. Doch Deatons Argumentation hat durchaus Hand und Fuß, wenn er schreibt: „Solche Regierungen brauchen keinen Kontakt zu ihren Bürgern, kein Parlament und kein System zur Steuereinnahme. Wenn sie überhaupt jemandem Rechenschaft schuldig sind, dann den Geldgebern; aber sogar dies scheitert in der Praxis, da die Geldgeber unter dem Druck ihrer eigenen Bürger stehen (die zu Recht den Armen helfen möchten) und das Verteilen von Geld genauso nötig haben wie die Regierungen der armen Länder dessen Empfang, wenn nicht sogar noch dringender.“ Insofern unterminiere die Hilfe, egal ob direkt oder indirekt, das, was arme Menschen am meisten benötigten, so Deaton: „eine effektive Regierung, die heute für eine bessere Zukunft mit ihnen zusammenarbeitet.“

    Wenn Entwicklungshilfe demnach kein geeignetes Mittel ist, um die Armut in diesen Ländern zu bekämpfen, was können wir dann tun? Zunächst einmal müssten die Hilfszahlungen reduziert werden, fordert der Wirtschaftsnobelpreisträger. Darüber hinaus müsse der Waffenhandel eingeschränkt, die Handels- und Subventionspolitik der reichen Länder verbessert, hilfsunabhängige Technologieberatung eingeführt und bessere Medikamente eingeführt werden. Nur so könne man Armut nachhaltig bekämpfen. Mit mehr und nicht mit weniger Staat.





    wallstreetONLINE Redaktion
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