Jetzt rollen die ersten Köpfe
Cryan stellt Deutsche Bank auf den Kopf - Radikaler Konzernumbau!
Er hatte versprochen „eine bessere Deutsche Bank zu schaffen“, nun macht John Cryan ernst. Der neue Co-Chef will Deutschlands größtes Finanzinstitut radikal umkrempeln. Sparten, Führungsgremien, Managerposten – alles steht plötzlich Kopf. Das teilte die Deutsche Bank am Sonntag nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung mit.
Eine derartig grundlegende Reorganisation habe es selten zuvor in der Geschichte der Deutschen Bank gegeben, kommentierte Aufsichtsratschef Paul Achleitner den von Cryan initiierten Konzernumbau. Dieser erklärte, man wolle eine besser kontrollierte, kosteneffizientere und stärker fokussierte Bank schaffen. „Die neue Struktur und das neue Management-Team sind von entscheidender Bedeutung, um dies zu erreichen.“
Leitgedanke des Aufsichtsrats beim Umbau ist es nach Konzernangaben, die „Komplexität im Management“ zu verringern und damit den Kundenbedürfnissen sowie den Anforderungen der Aufsichtsbehörden besser gerecht zu werden. Im Mittelpunkt des Umbaus steht das Investmentbanking, das aufgespalten wird. Der bisherige Unternehmensbereich Corporate Banking & Securities wird demnach in zwei Bereiche aufgeteilt. Weitere Veränderungen betreffen etwa die Vermögensverwaltung.
Das Personalkarussell dreht sich
Durch den Konzernumbau kommt auch das Personalkarussell mächtig in Bewegung. So wird der erweiterte Vorstand, das Group Executive Committee, ebenso aufgelöst wie zehn der derzeit 16 Vorstandsausschüsse. Darüber hinaus verlässt Personalvorstand Stephan Leithner die Bank. Der Co-Chef des Investmentbankings, Colin Fan, legt sein Amt nieder - wie auch das langjährige Vorstandsmitglied Stefan Krause, bislang zuständig für die Abwicklungssparte und internationalen Zahlungsverkehrs. Auch der Chef der Vermögensverwaltung, Michele Faissola, geht. Der bisher für Digitales zuständiges Henry Ritchotte verlässt den Vorstand zum Jahresende und soll für die Deutsche Bank eine neue Digitalbank aufbauen.
Daneben gibt es zahlreiche weitere Personalrochaden im Top-Management. Neues Vorstandsmitglied zum 1. Januar 2016 wird Jeff Urwin, bislang mit Fan Co-Chef im Investmentbanking. Neuer Personalchef wird der Manager Karl von Rohr, der künftig auch den Rechtsbereich betreut. Cryan selbst übernimmt die Verantwortung für die Restrukturierungseinheit der Bank.
Einzelheiten des Umbaus folgen Ende des Monats
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Mit dem nun angekündigten radikalen Konzernumbau setzt Cryan seinen Aufräumkurs fort. Sein Ziel ist es, die Bank von ihren Altlasten zu befreien und durch eiserne Einsparungen wieder profitabler zu machen. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte die Deutsche Bank bereits Anfang des Monats, als sie einen Rekordverlust in Höhe von 6,2 Milliarden Euro verkündete. Hauptgrund sind gigantische Abschreibungen vor allem auf den Wert der Tochter Postbank sowie das nicht mehr so lukrative Investmentbanking. Dazu kamen weitere hohe Rückstellungen für die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten. Die Deutsche Bank plant, die Postbank vom Konzern abzuspalten und zudem etliche Filialen in seinem Heimatmarkt zu schließen. Das Kapitalmarktgeschäft soll eingedampft, die Kundennähe ausgebaut werden. Cryan will am 29. Oktober Einzelheiten zur neuen Konzernstrategie vorstellen.
Zugleich setzte der neue Co-Chef, der ab Mai 2016 allein das Ruder übernehmen wird, ein empfindliches Zeichen, indem er betonte: Auch Aktionäre und Mitarbeiter werden die Einsparungen zu spüren bekommen (siehe: Deutsche Bank schockt mit Rekordverlust – Aktionäre und Mitarbeiter müssen bluten). So soll die Dividende für das Geschäftsjahr 2015 entweder ganz ausfallen oder zumindest reduziert werden. Die Mitarbeiter müssen mit einem geringeren Boni rechnen. Bei der Deutschen Bank droht außerdem ein massiver Stellenabbau. Über die beschlossene Trennung von der Postbank mit ihren 15 000 Mitarbeitern hinaus könnten dem Sparkurs bis zu 10 000 weitere Jobs zum Opfer fallen.
Finanzmärkte begrüßen Konzernumbau
An der Börse fiel die Nachricht über den geplanten Radikal-Umbau auf fruchtbaren Boden. Die Anleger reagierten positiv auf die Beschlüsse des Aufsichtsrats und hievten die Deutsche-Bank-Aktie am Montagmorgen ins Plus.
Mit dpa-AFX