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    Kurskorrektur  6368  2 Kommentare Verkrustete Strukturen und Zombiefirmen - Steuern wir sehenden Auges in die Katastrophe? - Seite 2

    In den „verlorenen Jahrzehnten“ seit dem Platzen der japanischen Blase  wurden die Schulden nicht restrukturiert, sondern verschleppt. Banken wurden nicht rekapitalisiert, sondern mit erleichterten Rechnungslegungsanforderungen als gesund dargestellt. Die Notenbank senkte die Zinsen auf immer tiefere Niveaus und ermöglichte es so Schuldnern und Banken so zu tun, als wäre alles in Ordnung. In Wahrheit wurden so verkrustete Strukturen und Zombiefirmen erhalten. Der Staat hat derweil fundamentale Reformen gescheut und mit immer größeren Konjunkturprogrammen auf Pump versucht, Stagnation und Deflation zu überwinden. Bekanntlich ohne Erfolg.

    Von Japan nichts gelernt

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    In all diesen Entwicklungen ist uns Japan rund zwanzig Jahre voraus. Deshalb könnte man glauben, dass wir aus den dortigen Fehlern gelernt haben. Doch sind wir in Europa so viel besser? Wohl kaum. Auch Europas Banken sind unterkapitalisiert und sitzen auf Bergen an faulen Schulden. Viele Unternehmen in den Krisenländern erinnern an die japanischen Zombies. Die EZB hat die Zinsen immer tiefer getrieben, Strukturreformen erfolgen – wenn überhaupt – nur schleppend, und die nächste Welle an (notenbankfinanzierten) Konjunkturprogrammen zeichnet sich ab.

    Das alles betrifft auch Deutschland. Nicht nur, dass wir in den letzten 10 Jahren keine weiteren Reformen durchgeführt haben, wir haben auch entscheidende Reformen wieder rückgängig gemacht. Tiefere Renteneintrittsalter, höhere Renten, Mindestlohn als Stichworte. Zugleich trifft uns als Gläubigernation die schlechte Entwicklung im Rest der Eurozone mit voller Wucht. Eine Sozialisierung der faulen Staats- und Privatschulden – Stichwort Bankenunion – zeichnet sich ab.

    Damit sind wir auf dem exakt gleichen Weg unterwegs wie die Japaner in den letzten 25 Jahren. Hier zusätzlich dadurch verschärft, dass es sich bei uns um keine homogene Nation handelt, sondern um verschiedene Länder, die sich zudem in Gläubiger und Schuldner teilen. In Japan sitzen Gläubiger und Schuldner im selben Land.

    Japan sorgt vor

    Ein weiterer Vorteil Japans liegt in der besseren Allokation seiner Auslands­vermögen. Sowohl Japan als auch Deutschland sind exportstarke Nationen. Exportüberschüsse bedeuten aber immer auch den Export von Kapital ins Ausland. Dies ist solange kein Problem als die Forderungen an ausländische Schuldner werthaltig bleiben. Deutsche Kapitalsammelstellen scheinen jedoch die schlechteren Geldanleger zu sein. Alleine im Zuge der Subprime Krise haben wir 400 Milliarden Euro verloren. Generell steigen unsere Auslandsvermögen seit Jahren deutlich langsamer als die Summe unserer Kapitalexporte. Dabei setzen wir die schlechte Geldanlage fort. Ein Beispiel sind die Target II Forderungen der Bundesbank in Höhe von 605 Milliarden Euro. Zinslose Kredite an schlechte Schuldner.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Kurskorrektur Verkrustete Strukturen und Zombiefirmen - Steuern wir sehenden Auges in die Katastrophe? - Seite 2 Das „japanische Szenario“ von wirtschaftlicher Stagnation, Deflation und explodierenden Staatsschulden gilt vielen als das Albtraumszenario einer alternden Gesellschaft. Dabei läuft in Japan nicht alles schlechter als in Europa: Zuwanderung, Bildung, Digitalisierung.

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