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    Kurskorrektur  6368  2 Kommentare Verkrustete Strukturen und Zombiefirmen - Steuern wir sehenden Auges in die Katastrophe? - Seite 3

    Die Japaner scheinen dies besser zu machen, gerade auch mit Blick auf das sich abzeichnende Endspiel im Staatsschuldendrama. So drängt die japanische Regierung darauf, dass Pensionsfonds japanische Staatsanleihen an die Bank of Japan verkaufen und stattdessen in Aktien und ausländische Vermögenswerte diversifizieren. Damit sichert das Land Vermögen für den nicht unwahr­scheinlichen Fall, dass die absehbare Monetarisierung der Staats­schulden mit einer Hyperinflation einhergeht. Sollte sich die Entwicklung in Europa ähnlich fortsetzen, gerade auch mit Blick auf die immer offener geforderte direkte Staatsfinanzierung durch die EZB, droht allen Geldvermögensbesitzern ein erheblicher Verlust. Wir Deutsche stehen da an vorderster Front, da wir als Privatanleger aber auch institutionell überwiegend in Finanzvermögen investieren. Keine gute Vorsorge in einer überschuldeten Welt.

    Zuwanderung eine Belastung

    Japan ist ein sehr abgeschottetes Land. Die Antwort auf die demografische Änderung war jedenfalls nicht mehr Zuwanderung. So liegt der Ausländeranteil bei rund 2 Prozent. Bei uns hat dagegen jeder fünfte Einwohner einen Migrationshintergrund. Daraus könnte man schließen,  dass wir in Deutschland eine bessere Antwort auf unsere demografische Herausforderung gefunden haben. Die Bedeutung der Zuwanderung aus diesem ökonomischen Gesichtspunkt wurde gerade im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise von vielen Seiten betont. Allerdings sollten wir uns hier nichts vormachen. Bereits im Jahr 2014 hat die Bertelsmannstiftung vorgerechnet, dass für jeden heute hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund ein langfristiges Staatsdefizit von 79.100 Euro zu Buche schlägt. Verglichen mit 3.100 Euro für jeden hier lebenden Deutschen. Daraus wurde die Forderung abgeleitet, Deutschland könne sich keine weitere ungesteuerte Zuwanderung leisten: “Eine Wiederholung der Gastarbeitereinwanderung ist weder hinsichtlich der erwähnten Tragfähigkeitslücke noch mit Blick auf den Arbeitsmarkt im 21. Jahrhundert ökonomisch sinnvoll. Wissend um die schon erwähnten demografischen Entwicklungen, ist es mit Blick auf die Wohlstandssicherung in Deutschland hingegen sinnvoll, ja geradezu geboten, qualifizierte Einwanderer ins Land zu holen.“


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
    Kurskorrektur Verkrustete Strukturen und Zombiefirmen - Steuern wir sehenden Auges in die Katastrophe? - Seite 3 Das „japanische Szenario“ von wirtschaftlicher Stagnation, Deflation und explodierenden Staatsschulden gilt vielen als das Albtraumszenario einer alternden Gesellschaft. Dabei läuft in Japan nicht alles schlechter als in Europa: Zuwanderung, Bildung, Digitalisierung.

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