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    Kolumne  330  0 Kommentare LOYS: Olympisches Prinzip auf Aktien anwenden

    Gleichgültig aus welchen Medien man in Deutschland seine Informationen bezieht, bezüglich der Sommerrally an den Aktienmärkten vernimmt man allenthalben nur Kopfschütteln und Skepsis. Das ehemalige Volk der Dichter und Denker hat sich zu einem …

    Gleichgültig aus welchen Medien man in Deutschland seine Informationen bezieht, bezüglich der Sommerrally an den Aktienmärkten vernimmt man allenthalben nur Kopfschütteln und Skepsis. Das ehemalige Volk der Dichter und Denker hat sich zu einem Volk von Bedenkenträgern und Staatsgläubigen entwickelt. Und in dieser Position hat man sich obendrein gemütlich eingerichtet. Selbst die radikale Veränderung der Fakten auf dem Gebiet der Geldanlage durch die Handlungen der Zentralbanken (sprich: Abschaffung positiver Habenzinsen) haben keine wesentliche Veränderung des Anlageverhaltens zu verursachen vermocht. Es vergeht kein Tag, an welchem nicht wortreich über die Ungleichverteilung der Vermögen in Deutschland gesprochen und geschrieben würde. Zugleich ist man unwillig, einen eigenen Beitrag zur Verbesserung der gefühlten Ungleichheit etwa durch einen Abschied von obsolet gewordenen Zinsprodukten zu leisten. Die enormen Wohlstandsverluste (Opportunitätskosten, entgangene Erträge), die der breiten deutschen Bevölkerung seit Jahrzehnten durch ihre weitgehende Abstinenz von der Beteiligung am Produktivvermögen der Wirtschaft erleidet haben, hat nirgendwo im Volk oder in der Politik zu einem Umdenken geführt.

    Während für Olympia das alte Prinzip „Dabei sein ist Alles“ angesichts weit vorangeschrittener Kommerzialisierung eher in den Hintergrund rückt, trifft diese Maxime für den Aktienmarkt einigermaßen ins Schwarze. Der bemitleidenswerte Versuch der allermeisten Sparer, auszuharren und auf die Rückkehr guter alter Zinssätze zu warten, ist das Kennzeichnen einer überalternden Gesellschaft, der es an Esprit fehlt, sich der neuen Anlagerealität mit Optimismus zu stellen. Überhaupt fällt mir seit Monaten der Pessimismus auf, mit dem in Deutschland auf den Aktienmarkt geblickt wird.

    Man ginge fehl, die Ursache für diesen Pessimismus bei den an der Börse notierten Unternehmen zu suchen. Diesen geht es überwiegend sehr gut und die meisten Gesellschaften profitieren gewaltig von den niedrigen Zinsen. Obendrein erlauben die Dauerniedrigzinsen höhere Bewertungen der aktuellen und vor allem künftigen Unternehmensgewinne.

    Nein, die Ursache für den auffälligen und überdies sehr grundsätzlichen Aktienpessimismus in Deutschland findet man im Psychogramm unserer Landsleute und der sie repräsentierenden Politiker, die dem Kulturpessimismus, der auf die Nazizeit folgte (Adorno: „Nach Ausschwitz ist keine Lyrik mehr möglich“!), bis heute nicht wirklich entkommen sind. Die Zukunftsangst, die im Kindermangel des Landes ihren folgenreichsten wenn auch noch nicht vollumfänglich sichtbaren Niederschlag gefunden hat, ist am kollektiven Anlageverhalten der Bürger nachgerade seismographisch abzulesen. ´German Angst´ wird mittlerweile weltweit als Neurose belächelt. Gleichwohl kann man gar nicht nachdrücklich genug daran erinnern, dass Pessimismus nicht das Gleiche ist wie Risikomanagement. Viele Sparer hängen noch heute an dem alten Paradigma fest, Aktien seien riskant und Anleihen sicher, wiewohl sich die Verhältnisse doch faktisch um 180 Grad gedreht haben.

    Der Deutsche Aktienindex DAX, der durchaus nicht die Wertentwicklung der qualitativen Elite, wohl aber der größten unter den deutschen börsennotierten Unternehmen abbildet, hat in den letzten fünfzig Jahren um durchschnittlich gut 7% pro Jahr an Wert gewonnen. Aktiensparen im DAX hätte folglich zu einer Vermögensverdoppelung alle zehn Jahre geführt, weit mehr als mit traditionellen Finanzanlagen erzielbar war. Noch wesentlich besser fällt die Bilanz für Investoren aus, die aktives Management mit Geschick betrieben haben und etwa in der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarktes investierten. Der MDAX hat sich doppelt so gut entwickelt wie sein großer Bruder, womit notabene einmal mehr belegt ist, dass Größe nicht unbedingt Güte bedeutet.

    Sparer sind mithin gut beraten, sich an ein altes und zugleich sehr treffendes Börsenbonmot zu erinnern, welches lautet:

    Es ist riskant, Aktien zu besitzen, aber ein noch größeres Risiko ist es, keine Aktien zu haben. 

    Aus Chicago

    Ihr Dr. Christoph Bruns 

    Christoph Bruns ist Fondsmanager und Mit-Inhaber der Fondsgesellschaft LOYS AG.

     




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