Der Wahn hat Methode
Rally an den Aktienbörsen weltweit – anscheinend kommt das globale Wachstum jetzt erst so richtig in Schwung. Die jüngsten US-Makrodaten passen da zwar nicht so recht ins Bild, aber die sind ja
auch gewöhnlich „nachlaufend“. Gut, die Erhebungen für Vertrauen und Sentiment der US-Verbraucher zeigen nach oben. Aber reicht das als Grund für die Fortdauer des seit mehr als sechs Jahren
laufenden Bull-Marktes?
Verantwortlich für den jüngsten Schub sind die Verkündungen der japanischen und der amerikanischen Notenbank. Es vergingen zwar ein paar Tage, bis sie ihre Wirkung zu entfalten begannen – Schuld
war die Deutsche Bank. Der größten deutschen Bank werden engste Verflechtungen mit der internationalen Großbanken-Landschaft bescheinigt, nicht zuletzt wegen ihrer starken Ausrichtung in Richtung
Derivatemarkt. Ihr droht eine Strafe von US-Behörden wegen Verfehlungen in der US-Immobilienkrise. Die aufgerufenen 14 Mrd. Dollar würden ihr Kapital gefährlich aushöhlen. Nach einer bisher
unbestätigten Meldung könnte man sich aber auf einen halb so hohen Betrag einigen. Vielleicht…
Jahrelang wurde von den großen Zentralbanken in gigantischem Umfang Geld gedruckt – angeblich das einzige Mittel gegen schwaches Wirtschaftswachstum. Und weil es bisher so wenig gebracht hat, geht man den Weg weiter. Die Bank of Japan war bisher schon vorne dran was ihre Geldflut im Verhältnis zum BIP angeht. Vor kurzem hat man sich etwas Neues einfallen lassen. Statt sich fest an rund 65 Mrd. Dollar monatlich für QE-Maßnahmen zu klammern, will man dort jetzt die Zinsstruktur beeinflussen. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen soll auf dem aktuellen Niveau von rund null Prozent festgezurrt werden. Die Rendite für Laufzeiten von drei Monaten liegt aktuell bei rund minus 0,3%. Das hört sich irgendwie an nach „der Berg gebiert eine Maus“. Aber dahinter steckt der Plan einer noch umfassenderen Kontrolle des Bond-Marktes. Die traditionelle QE-Politk hatte die Senkung der langfristigen Zinsen zum Ziel, mit der aktuellen Wendung möchte man die Renditen auch im kurzfristigen Bereich direkt beeinflussen.
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BoJ-Chef Kuroda hat damit auch die japanische Finanzindustrie erhört. Sie hatte sich deutlich gegen noch negativere Zinsen ausgesprochen. Scharfe Reduktionen langfristiger Renditen würde ihre Gewinne ausquetschen. Zudem würde die öffentliche Stimmung negativ beeinflusst, Haushalte könnten noch mehr sparen. Die Regierung hingegen vertritt die Meinung, dass Minus-Zinsen einen „großen Effekt“ hätten, weil sie Unternehmen ermutige, Kredite aufzunehmen und die Hypotheken-Zinsen absenke.