Der Wahn hat Methode - Seite 2
Und noch etwas hat sich die BoJ ausgedacht: Sie möchte ihre Aktienkäufe in Form von börsengehandelten ETFs künftig stärker in Richtung des marktbreiten Topix ausrichten, bisher hatte man sich auf den Nikkei 225 konzentriert. Das war noch nicht alles: Jetzt will die Institution auch zulassen, dass ihr Inflationsziel von 2% überschritten wird. Das ist wahrhaft ehrgeizig, die Jahresrate der Verbraucherpreisinflation lag im August bei –0,5%.
Was das Hypoteken-Thema angeht, so passt dazu eine kürzlich erschienen Studie der Fed. Unter dem Titel „Vulnerable Growth“ analysieren die Verfasser die Verteilung des BIP-Wachstums als Funktion wirtschaftlicher und finanzieller Bedingungen. Widrige finanzielle Bedingungen beeinflussen vor allem die unteren Quantile der Verteilung des BIP-Wachstums, während die oberen Quantile zeitlich relativ stabil sind. Wirtschaftliche Bedingungen beeinflussen hingegen vor allem den Median der Verteilung. Zudem ist die Verteilung asysmmetrisch, die Abwärtsrisiken variieren über die Zeit viel stärker als die Aufwärtschancen.
Mit anderen Worten: Finanzkrisen haben einen besonders starken Einfluss auf schwaches BIP-Wachstum. Wenn man jetzt noch einbezieht, dass die Ausrichtung der Finanzindustrie auf Hypotheken-besicherte Kredite insbesondere seit der Jahrtausendwende stark zugenommen hat, gewinnt man eine Vorstellung davon, welche Risiken hier aufgetürmt werden. Einerseits drohen, wie andere Studien zeigen, bei hierdurch ausgelösten Finanzkrisen besonders schwere Verferfungen, andererseits ist die hierdurch besonders geförderte Bauindustrie mit ihrer relativ geringen Produktivität nicht gerade eine gute Bedingung für ordentliches Wachstum. (K)ein Wunder, dass die japanische Regierung diesen Wirtschaftszweig besonders gefördert sehen will.
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Fed-Chefin Yellen scheint zur BoJ eine diametral entgegengesetzte Richtung zu vertreten. Permanent wird von möglichen weiteren Zinsschritt(chen) geredet, geschehen ist seit Dezember 2015 nichts. Jetzt soll es angeblich im Dezember (2016) wieder so weit sein. Das kann man glauben oder besser lassen. Die US-Präsidentschaftswahl ist dann gerade gelaufen und es ist unwahrscheinlich, dass sich die Fed dem Vorwurf aussetzen will, sich in dieser Phase politisch zu stark einzumischen. Das wird auch gestützt dadurch, dass die Fed das Zinsziel bei ihrer jüngsten FOMC-Sitzung per Ende 2017 von zuvor 1,625% auf jetzt 1,125% erniedrigt hat. Der Bondmarkt hat rasch reagiert, die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen ist deutlich abgesackt. Zudem geht es bei all diesen hochgespielten „Zinssorgen“ leicht unter, dass die Bilanzsumme der Fed seit Oktober 2014 kaum verändert bei rund 4,5 Bill. Dollar liegt. Die Fed kauft nämlich weiterhin Anleihen, indem sie fällig werdende in ihrem Portfolio mittels Nachkäufen ersetzt. Das summiert sich monatlich auf etwa 35 Mrd. Dollar.