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     3192  0 Kommentare Der Wahn hat Methode - Seite 3

    Als gutes Maß für Stress im US-Bond-Markt gilt der Spread zwischen Hi-Yield-Anleihen und zehnjährigen TNotes. Im Zeitablauf ist deutlich zu sehen, wie dieser Anfang Februar ein Hoch bei 8,6% erreichte und danach sukzessive (synchron zu Kursaufschlägen beim S&P 500) auf das Niveau von 5% absackte – ein Pegel, den ich als Grenze zum Entspannungsbereich sehe.

    Larry Summers, Sie wissen schon, der mit der „säkularen Stagnation“, heißt die jüngsten Beschlüsse der BoJ willkommen. Das Ziel einer bestimmten Zinsstruktur und ein Inflationsziel jenseits der magischen 2% würde das Land dem Ziel seiner langjährigen Schlacht für Preissteigerungen näher bringen und gleichzeitig die Zinsen tief genug halten, um das Wirtschaftswachstum anzuregen, sagte er. Einen solchen Schritt sollten auch andere Zentralbanken in Erwägung ziehen. Seiner Meinung nach sei der natürliche reale kurzfristige Zins, bei dem Vollbeschäftigung herrsche, in den entwickelten Ländern so tief gefallen, dass die konventionelle Geldpolitik Vollbeschäftigung nicht mehr herbeiführen könne. Ursachen seien in langsamerem Bevölkerungswachstum, höheren Sparquoten und technologischen Effizienzgewinnen zu suchen. Da müssten Staatsausgaben einspringen, die die Inflationserwartungen anheben, gleichzeitig müssten die Zentralbanken durch niedrige Zinsen dafür sorgen, dass sich die Staaten günstig verschulden könnten.

    Summers gestand jedoch auch zu, dass es für die Zentralbanken schwer werden könnte, die Zinsen noch weiter in den negativen Bereich zu drücken, weil die Verbraucher dagegen revoltieren und dann Cash horten würden. Ein Hinweis auf die nächste Option, die Einschränkung bis Abschaffung von Bargeld. Eine weitere Option der BoJ besteht nach Summers darin, Bonds in ausländischer Währung zu kaufen. Da wäre allerdings jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, weil dann sofort der Vorwurf der “beggar thy neighbor”-Politik aufkäme. Aber man sollte diesen Pfeil zumindest im Köcher behalten.

    Da Japan seit jeher „leuchtendes“ Vorbild hinsichtlich der Bekämpfung lang anhaltender Stagnation ist, dürfen wir davon ausgehen, dass auch die EZB und die Fed früher oder später auf den Weg der Kontrolle der Zinsstruktur einschwenken werden. Die gedanklichen Verwerfungen sogenannter Star-Ökonomen liefern dabei die „wissenschaftliche“ Begründung. Diese sind dermaßen fokussiert auf die Finanzseite der Wirtschaft, dass sie die Realität längst aus dem Auge verloren haben. Und die geht meiner Meinung nach so: Mit immer weiterem Vorstoß in Richtung Minuszinsen haben Sparer immer größere Zinslasten zu tragen (nominal und real). Sie haben somit weniger Geld für den Konsum zur Verfügung als früher. Hinzu kommt, dass sich immer mehr (ältere) Verbraucher wegen der eingetrübten Zukunftsperspektiven bei neuen Krediten eher bedeckt halten. Auch das drückt das Wirtschaftswachstum. Damit gerät die private Wirtschaft in immer größere Abhängigkeit von der Politik, resp. der Staatsausgaben. Dies wird die Investitionsbereitschaft der Unternehmen nicht unbedingt fördern. Da der Staatsapparat zudem dafür bekannt ist, wirtschaftlich suboptimale Entscheidungen zu treffen, wird die Investitionstätigkeit insgesamt auch hierdurch in eher unproduktivere Richtungen gelenkt.

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Der Wahn hat Methode - Seite 3 Rally an den Aktienbörsen weltweit – anscheinend kommt das globale Wachstum jetzt erst so richtig in Schwung. Die jüngsten US-Makrodaten passen da zwar nicht so recht ins Bild, aber die sind ja auch gewöhnlich „nachlaufend“. Gut, die …