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    Marktkommentar  840  0 Kommentare Robert Michele (J.P. Morgan AM): Beginnt die säkulare Stagnation?

    Weltweit investieren Unternehmen aktuell wie in einer Rezession: Das könnte gefährlich werden, meint Robert Michele von J. P. Morgan Asset Management.

    Für die Experten von J.P. Morgan Asset Management scheint eine Rezession – zumindest längerfristig –  unvermeidlich. Auch wenn sich das Wachstum in vielen Teilen der Welt stabilisiere, liege es doch unter den historischen Niveaus. „Die Unternehmen investieren aktuell wie in einer Rezession: Die meisten erweitern nicht die Kapazitäten, sondern eher  Kontroll- und Risikofunktionen. Diese sind oft nicht produktivitäts- und wachstumsfördernd – man könnte sogar argumentieren, dass sie das Wachstum untergraben. Zudem haben sie möglicherweise zu dem Umfeld niedrigerer Volatilität beigetragen“, betont Robert Michele, CIO und Leiter der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group

    Dass die Notenbanken nach wie vor nicht in der Lage sind, die Weltwirtschaft signifikant anzukurbeln und die Inflationserwartungen anzuheben, sei sowohl für die Zentralbanken selbst als auch für die meisten Anleger frustrierend. „Wenn die Zentralbanken anfangen, ihre eigenen unkonventionellen Maßnahmen öffentlich anzuzweifeln, fragen sich die Investoren, was wohl die Auswirkungen für die Wirtschaft und insbesondere für die Vermögenspreise sein mögen. Da nennenswerte fiskalpolitische Impulse – idealerweise kombiniert mit strukturellen Reformmaßnahmen – fehlen, wird der Schuldenabbau nach der Krise Jahre dauern und letztendlich durch die Zentralbanken unterstützt werden müssen. Das dient uns als Erinnerung, dass diese unkonventionellen Maßnahmen aber einen eindeutigen Vorteil haben: Sie machen die Schuldenlast tragbar. Wir möchten das Ausmaß der aktuellen Lockerungsmaßnahmen keineswegs kritisieren. Die Vermögenspreise steigen aber weiter“, so der Experte.

    Fehlende Wachstumsimpulse

    Laut Michele seien weltweit disinflationäre Kräfte am Werk. Aus diesem Grund geht J.P. Morgan Asset Management auch weiterhin von einer „Erholung unter dem Trendniveau“ aus und beurteilt die Wahrscheinlichkeit dieses Szenarios mit 60 Prozent. Die Anzeichen sprächen gegen ein nachhaltiges Wachstum über Trendniveau. „Da die geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken an Wirksamkeit verlieren, sind nun Haushaltsausgaben gefragt. Fiskalpolitische Anreize erfolgen allerdings nur schrittweise und können andere Bemühungen nicht ersetzen. „In den nächsten Quartalen ist zunächst nicht von nennenswerten Haushaltsausgaben auszugehen. Dies gilt insbesondere für die USA, da angesichts der Präsidentschaftswahlen Kompromisse in Washington unwahrscheinlich sind. Möglicherweise werden bis zur nächsten Rezession keine bedeutenden fiskalpolitischen Schritte erfolgen“, erläutert Michele. Die Wahrscheinlichkeit eines Wachstums über dem Trendniveau stuft er daher unverändert mit nur 10 Prozent ein.

    Im Gegenteil, längerfristig scheint sogar eine Rezession unvermeidlich: Anzeichen hierfür sieht Michele in den strenger werdenden Kreditvergabestandards in den USA und den rückläufigen Unternehmensgewinnen. Da jedoch eine Stabilisierung an den Rohstoffmärkten, beim US-Dollar und in China zu verzeichnen sei, sieht er die kurzfristigen Rezessionsrisiken bei einer Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit einer Krise schätzt er weiterhin mit 5 Prozent ein.

    Folgen des Brexit kaum spürbar

    Wenngleich das Risiko, dass weitere Länder aus der EU austreten, durch das Brexit-Votum gestiegen sein könnte, fiel die unmittelbare Reaktion der Märkte verhalten aus. „Sollten die Zentralbanken kapitulieren, könnte das heftigere Marktreaktionen zur Folge haben“, gibt Michele zu bedenken, doch scheine dies wenig wahrscheinlich. Seiner Einschätzung nach sollte die Volatilität durch die Rhetorik der Zentralbanken oder die Nervosität an den Märkten vor Wahlen als Kaufgelegenheit gesehen werden.

    Aktueller Zinserhöhungszyklus der Federal Reserve endet nahe 1%

    Angesichts des sich unter dem Trendniveau stabilisierenden Wachstums und fehlender deutlicher Inflationsanzeichen geht Michele davon aus, dass die US-Notenbank (Fed) bei ihren Zinsschritten sehr langsam und vorsichtig vorgehen wird. Ihre Mitglieder möchten jedes Ungleichgewicht, das dem derzeit moderaten Wachstum schaden könnte, vermeiden. „Wir erwarten eine Zinserhöhung im Dezember 2016 und eine weitere in 2017. Der Schlusszinssatz für diesen Zyklus wird nahe 1 Prozent liegen.“ Die zehnjährigen US-Staatsanleihen seien mit 1,25 bis 1,75 Prozent angemessen bewertet. Der US-Dollar habe aktuell wohl seinen Höchststand erreicht, der Kurs werde aber wahrscheinlich maximal plus/minus fünf Prozent fluktuieren und sollte insgesamt vergleichsweise wenig volatil bleiben.

    Zentralbankpolitik weiterhin im Fokus

    Das relativ stabile, wenn auch unter dem Trendniveau liegende, globale Wachstum zeigt, dass die – realisierten oder erwarteten – Maßnahmen der Zentralbanken die Märkte bestimmen. Die Zentralbanken geben weiterhin den Ton an und mit Ausnahme der Bank of Japan stehen ihnen noch Optionen offen. Es ist mit der Fortsetzung der quantitativen Lockerungsmaßnahmen bis ins Jahr 2017 zu rechnen. Dabei werden die Notenbanken die Märkte mit weiterer Liquidität in Höhe von insgesamt 500 Milliarden US-Dollar bis Jahresende versorgen. „Der seit 35 Jahren anhaltende Hausse-Markt ist noch nicht vorüber. Solange die lockere Geldpolitik der Zentralbanken anhält, werden Zinsen und Renditen niedrig bleiben. Dies schafft ein günstiges Umfeld für alle Anleihensektoren“, unterstreicht Michele.

    Schwellenländer melden sich zurück

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    Nach einigen Monaten der Schwäche zeigen sich derzeit Schwellenmarktanleihen in Lokalwährung wieder sehr attraktiv. Viele Schwellenländer und ihre Währungen profitieren von der zurückgekehrten Stabilität der Rohstoffpreise, in China, bei den Zinsen sowie beim US-Dollar. Gleichzeitig entwickeln sich die Fundamentaldaten in vielen der aufstrebenden Länder –  sowohl das Wachstum als auch die Gewinne – positiv. Die Renditen erscheinen besonders in politisch stabilen Ländern attraktiv, und selbst wenn sich die Wechselkurse nicht verändern, ist die laufende Rendite attraktiv. Weitere bevorzugte Anlageklassen sind US- und Europäische Hochzinsanleihen.

    Michele erwartet bei Überraschungen oder Enttäuschungen der Zentralbanken eine vorübergehende Phase der Risikoaversion, die als Kaufgelegenheiten wahrgenommen werden sollte.

    Weiterhin flexibel positioniert bleiben

    Um für das weiterhin herausfordernde Umfeld gerüstet zu sein, bietet es sich an, flexibel positioniert zu sein und unabhängig von einer Benchmark zu investieren. Eine solche flexible Strategie nutzt der JPMorgan Funds – Global Bond Opportunities Fund, den Robert Michele seit mehr als drei Jahren gemeinsam mit Nicholas Gartside und Iain Stealey managt. Das breit diversifizierte Portfolio investiert über das gesamte Spektrum globaler Anleihen hinweg, wobei die benchmark­unabhängige Strategie dynamisch alle Anleihen­marktsegmente kombiniert und aktives Durations­management nutzt. Damit ist es möglich, sich jederzeit auf verändernde Marktbedingungen einzustellen. Der Global Bond Opportunities Fund hat es bislang in 2016 Jahresanfang geschafft, 6,59 Prozent (per 30. September 2016, Anteilklasse A acc EUR (hedged)) zu erwirtschaften.

    Den kompletten Fixed Income View Q4/2016 von Robert Michele finden Sie hier.




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