Gefahr gewaltsamer Konflikte?
"Das Ausmaß und die Schändlichkeit von Trumps Lügen machen mich krank"
In vier Tagen ist es soweit: Die US-Amerikaner bestimmen, wer als 58. Präsident oder Präsidentin in das Oval Office einzieht. Lag bis vor Kurzem die demokratische Kandidatin Hillary Clinton in den Umfragen vorn, liefert der Republikaner Donald Trump in den letzten Schritten noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Es wird knapp - doch noch.
„Zivile Gewebe unserer Nation schwer beschädigt“
Der US-amerikanische Schriftsteller Jonathan Franzen hat vor gewaltsamen Konflikten nach der US-Präsidentenwahl gewarnt, falls die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, gewinnt. „Meine Furcht
ist jetzt, dass Trumps Kandidatur das zivile Gewebe unserer Nation so schwer beschädigt hat, dass Hillary, falls sie gewählt wird, ihr erstes Jahr im Amt mit bewaffneten Aufständen von Gruppen
könnte zubringen müssen, die die Rechtmäßigkeit ihrer Wahl bestreiten“, sagte Franzen der Tageszeitung „Die Welt“.
Besonders in den ländlichen Staaten im Westen könne dieses Problem auftreten, so Franzen. „Selbst wenn es nicht zu bewaffnetem Widerstand kommt, erwarte ich, dass Hillary eine Art endlosen
Bürgerkrieg um unser System föderaler Regierung führen muss.“
Die eigene virtuellen Realität, abseits des Realen
Das Ergebnis der Wahl sei noch völlig offen, sagte der Autor der Romane „Die Korrekturen“ und „Freiheit“. Mit Blick auf den Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, sagte
Franzen: Er sei „krank vor Sorge, dass Trump irgendwie einen Weg findet, die Wahl zu gewinnen“. Den Aufstieg Trumps führt der Schriftsteller einerseits auf die Enttäuschung vieler Wähler über
die Eliten, andererseits auf technologische Ursachen zurück. Das Internet habe eine Welt geschaffen, „in der es möglich ist, in seiner eigenen virtuellen Realität zu leben“, so Franzen gegenüber
der Zeitung. „Das Ausmaß und die Schändlichkeit von Trumps Lügen machen mich krank“.
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Republikaner, eine Minderheitenpartei
Franzens Bilanz der Präsidentschaft Barack Obamas fällt hingegen weitgehend positiv aus – insbesondere angesichts der Schwierigkeiten, vor die ihn die Republikanische Partei gestellt habe. „Obama
war der erste Präsident“, so Franzen, „der das Land in Zusammenarbeit mit einer Partei regieren musste, die die bloße Idee von Regierung zunehmend ablehnt.“
Zwar seien die Republikaner mittlerweile eine Minderheitenpartei. „Aber solange sie eine Mehrheit (meist dünn besiedelter) Staaten kontrollieren, können sie weiterhin den Senat kontrollieren und
weiterhin Wahlbezirke manipulieren, um auch eine Mehrheit im Repräsentantenhaus zu kontrollieren.“