US-Wahl und die Wirtschaft
TTIP und TPP vor dem Aus - Europa und Asien loten Ausbau der Wirtschaftsbeziehung aus
Nach der Präsidentschaftswahl in den USA macht die Europäische Kommission ein gesteigertes Interesse der indischen Regierung aus, die Handelsgespräche wieder aufleben zu lassen.
„Wir stimmen überein, dass es nach der US-Wahl den Bedarf nach einer stärkeren Allianz für Freihandel gibt“, sagte EU-Kommission-Vizepräsident Jyrki Katainen der Tageszeitung „Die Welt“. Katainen erklärte am Rande einer zweitägigen Indien-Reise: „Ich habe versucht, die indische Regierung zu überzeugen, die Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen und Investorenschutz neu zu starten, da es beiden Seiten Vorteile bringt. Ich denke, es ist uns gelungen, uns ein bisschen nach vorn zu bewegen.“
Der EU-Kommissions-Vize erwartet, dass auch weitere Staaten der asiatischen Region Interesse an einer stärken Bindung an Europa entwickeln. „Es ist offensichtlich, dass einige Länder, die am transpazifischen Abkommen TPP teilnehmen, nun ihre Augen auf Europa richten. Wenn TPP nicht auf die Beine kommt, werden wir attraktiver werden.“
Asiatisches Handelsabkommen mit USA vor dem Aus
Donald Trump hatte vor seiner Wahl zum US-Präsidenten geplante und bestehende Freihandelsabkommen hart kritisiert. Konkret kündigte er an, die USA würden das transpazifische Abkommen TPP nicht
ratifizieren.
Experten gehen von einem Scheitern von TPP aus. „TPP hat praktisch keine Chance, durch das US-Parlament zu kommen“, sagte Gabriel Felbermayr, Experte für internationale Wirtschaft beim Münchener
Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) der Zeitung. „Gegen das Abkommen hat sich im Wahlkampf der ganze Zorn Trumps gerichtet, weil es einen Wirtschaftsraum mit Niedriglohnländern betrifft, die
mit gering qualifizierten US-Arbeitern konkurrieren.“
Lückenfüller EU?
Die EU könnte zumindest theoretisch die Lücke füllen. „Es ist eine Option für Europa, sich stärker in Richtung Asien zu orientieren. Dabei sollte auch China in die Überlegungen für Handelsabkommen
einbezogen werden“, sagte Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel. „Es ist gut möglich, dass auch China eine Abschottung der USA zum Anlass nimmt, Vorstöße zur
Liberalisierung des Handels mit Europa zu unternehmen.“