Marktkommentar
Igor de Maack (DNCA): Wöchentlicher Kommentar zu den Märkten (18. November 2016)
Wird der neue Trend, der seit der US-Wahl an den Märkten zu beobachten ist, weiter anhalten? Igor de Maack zieht Schlussfolgerungen.
Die meisten Anleger beschäftigt derzeit nur eine Frage: Wird der neue Trend, der seit der US-Wahl an den Märkten zu beobachten ist, weiter anhalten? Mit dem zeitlichen Abstand von einigen Tagen können wir hierzu unsere ersten Schlussfolgerungen ziehen.
Die Marktphase, die sich gerade vor unseren Augen abspielt, lässt stark an eine Anpassung denken, die von heftigen Ausschlägen ins Minus bei all jenen Anlageklassen gekennzeichnet ist, die in den
vergangenen Monaten und Jahren das Kapital der Anleger angezogen hatten: Staatsanleihen, Gold, Schwellenländer und teure Aktien wie insbesondere Growth-Papiere wurden zugunsten unterbewerteter
Aktien etwa aus dem Value-Segment sowie von Wetten auf einzelne Branchen (Banken, Versicherungen, Pharmazie) abgestoßen. Diese Bewegungen erfolgten in großem Stil, da erstens bei bestimmten
Anlagethemen ein allzu großes, wenn nicht gar naives Einvernehmen herrschte und zweitens kaum jemand mit der Wahl von Trump oder ihren Auswirkungen auf die Zinsmärkte gerechnet hat.
Diese Präsidentschaftswahl war somit ein Auslöser für viele Bond-Anleger, die schon viel zu lange in einer bequemen und zugleich ganz und gar ungemütlichen Situation ausgeharrt hatten. Dieses Ereignis und seine Folgen machen eine Leitzinsanhebung seitens der Fed im Dezember umso wahrscheinlicher. Die Zinsmärkte, die oft die allgemeine Richtung vorgeben, weisen somit einen neuen Weg und markieren nebenbei den Abschied vom Deflationsszenario.
Die Strategie der Reflation in den Vereinigten Staaten wird Aktien begünstigen. Sie muss jedoch auch nach Europa ‚überschwappen‘, wo die Probleme nicht nur geldpolitischer und wirtschaftlicher Art sind. Schließlich darf auch nicht vergessen werden, dass ohne reales BIP-Wachstum eine Inflation an sich kein Zuckerschlecken für die Verbraucher und Unternehmen ist.
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In den Vereinigten Staaten ist es noch zu früh, um auf die Wirksamkeit der Politik des Trump-Teams zu schließen oder zu wetten. In Europa ist nach wie vor die Ankurbelung des Wirtschaftswachstums das oberste Ziel, wobei über diesem Unterfangen das Damoklesschwert des randvollen Wahlkalenders schwebt. Einmal mehr gilt es also, geduldig zu sein, und Geduld hat oft einen bitteren Beigeschmack. Doch trösten wir uns: Ihre Früchte sind immer süß.