Ex-Außenminister Kissinger empfiehlt Dialog
"Wahlkampf ist nicht Regieren" - Trump sollte nicht so wörtlich genommen werden
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger empfiehlt Europa, den Dialog zu dem designierten US-Präsidenten Donald Trump zu suchen. "Ich sage ja nicht, dass alle, die sich Sorgen machen, falsch liegen. Vielleicht haben sie ja recht. Dennoch ist meine Empfehlung, abzuwarten", sagte Kissinger in einem Interview mit „Zeit Online“. Und betont: "Europa sollte einen Dialog mit Trump suchen und offen sein.“
Deutschland steht in der Verantwortung
Der Bundesregierung empfiehlt Kissinger, künftig eine internationale Führungsrolle einzunehmen. "Meine Generation hat sich an ein dominantes Amerika gewöhnt, vor allem Deutschland hat beim großen Verbündeten Schutz gesucht. Das war bequem, wird sich aber ändern", sagte Kissinger. Deutschland müsse nach Trumps Sieg mehr tun. "Jetzt muss die Bundesregierung nur definieren, was das heißt. Man wird ja keine Führungsnation, indem man sagt, man sei eine. Man wird es, indem man etwas tut, dem andere folgen." Deutschland müsse seine Rolle finden und das werde ein Prozess der Selbsterziehung sein. "Deutschland muss sich jetzt fragen: Was wollen wir für die Welt? Wie Amerika übrigens auch.“
"Wahlkampf ist nicht Regieren“
Kissinger hatte Trump nach dessen Wahlsieg getroffen und mit ihm über internationale Politik diskutiert. Kissinger sagte, er werde "keinen Titel und keine Position annehmen", stehe Donald Trump aber zur Seite, wenn dieser Fragen habe: "Wenn Donald Trump mir Fragen stellt und ich habe etwas zu sagen, dann antworte ich. Zumindest solange ich das Gefühl habe, damit Gutes zu bewirken.“
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Der 93-Jährige warnte davor, den designierten Präsidenten allzu wörtlich zu nehmen, etwa bei seinen Ankündigungen zu Syrien. "Wahlkampf ist nicht Regieren." Man könne da Tendenzen hineinlesen. Aber: "Ich halte das für nutzlos." Trump müsse sich erst mal über Details informieren und über Strategie. "Aber wir sollten ihm Zeit dafür geben."