2017 erleben Zinssparer ihr wirkliches Waterloo! - Seite 2
Mario Draghi weiß um diese deutschen Empfindlichkeiten. Daher hat er sein Anleiheaufkaufprogramm vorbeugend bis Ende Dezember 2017 verlängert. Unmittelbar vor der Bundestagswahl will er deutschen Sparern nicht erneut mit gelockerter Geldpolitik vor Augen führen, dass Zinssparen nur etwas für hartgesottene Asketen ist.
Und tatsächlich will er ab April monatlich 20 Mrd. weniger Anleihen kaufen. Ein Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik ist dies definitiv nicht. Es ist lediglich Make Up, um die hässlichen Pickel und Mitesser einer stabilitätskranken EZB zu überschminken. Ein merklicher Renditeanstieg wird damit nicht verbunden sein. Denn auch mit zukünftig 60 statt 80 Mrd. Euro Aufkaufvolumen bleiben Anleihen eine aussterbende Spezies mit hohen Kursen und niedrigen Zinsen.
…aus Angst vor den sozialen Kosten praktisch nein!
Machen wir uns nichts vor: Selbst wenn die Inflation ansteigen sollte, wird sie von der EZB nicht nach alter Bundesbank-Väter Sitte bekämpft. Sie wird weder ihre Leitzinsen erhöhen noch ihre großzügig verabreichte Liquidität wieder einsammeln. Diesen Luxus kann sich die EZB nicht mehr leisten. Ansonsten stünde die Eurozone vor einer finalen Zerreißprobe. Um völlig überschuldete Euro-Staaten und mit notleidenden Krediten überhäufte Banken vor der Pleite zu bewahren sowie einer Wirtschaftsdepression vorzubeugen, wird die EZB auch noch morgen und übermorgen geldpolitisch kraftvoll zubeißen müssen.
Eine Flurbereinigung über geldpolitische Normalität, mit der man die planwirtschaftliche Euro-Volkswirtschaft wieder in ein stabilitätsgerechtes, marktwirtschaftliches Gleichgewicht brächte, würde zu hohen „Kosten“ führen. Lassen sich Sozialleistungen nicht mehr mühelos über die EZB finanzieren, würden die Wähler ihre Wahlkreuze womöglich bei linken und rechten Parteien machen, die dem europäischen Gemeinschaftswerk von Herzen den Untergang gönnen.
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Das Beispiel Italien beschreibt die Einbahnstraße der EZB: Der Stiefel hat mittlerweile Staatsschulden von etwa 2.300 Milliarden Euro angesammelt. Der Schuldendienst ist nur deshalb zu tragen, weil die Schuldzinsen durch den Stiefelknecht EZB so günstig gedrückt wurden. Im Falle eines Renditeanstiegs von auch nur einem Prozent – was in historischer Betrachtung immer noch paradiesische italienische Zinszustände wären – erhöhte sich die Zinsrechnung für Italien um 23 Mrd. Euro. Das kann Italien nicht mehr stemmen, ohne finanziell zusammenzubrechen.