Neuer Rekordstand
Grüne Fonds sind beliebt wie nie. Doch Kunden werden oftmals gern für dumm verkauft...
Nachhaltige Fonds haben 2016 in Deutschland einen Rekord erreicht. Ihr Volumen stieg bis zum Jahreswechsel auf 43,8 Milliarden Euro an. Weltweit kamen 101 neue Fonds hinzu. Vorsicht ist dennoch geboten. Denn nicht alles, was sich grün nennt, ist es auch.
Nachhaltige Fonds investieren das Geld der Anleger nach unterschiedlichen ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien, wobei nachhaltige Aktien mehr als die Hälfte des Markts ausmachen, wie "ECOreporter" berichtet. Im letzten Jahr erreichten die grünen Fonds einen erneuten Höchststand. Während vor 10 Jahren das deutschlandweite Gesamtvolumen bei weniger als 14 Milliarden Euro lag, kratzte man 2016 bereits an der 44 Milliarden Euro Grenze.
Ist alles grün, was sich grün nennt?
Etwas kritischer sieht die "Capital" das Angebot, denn bei den grünen Publikumsfonds handelt es sich oftmals um Spezialfonds, die in schwankungsanfällige Branchen, wie Solarhersteller, Windkraft und Biogasanlagen, investieren. Darüber hinaus gibt es breit aufgestellte Publikumsfonds, bei denen Nachhaltigkeit nur im Namen steckt: Sustainable, Clean, Eco, Nachhaltigkeit, Öko... mittlerweile gibt es viele Ratings, Kennzahlen und Gütesiegel, die eine Nachhaltigkeit bescheinigen. Jedoch muss man genau hinschauen und prüfen, was die Beurteilung eigentlich aussagt. Wie "Finanzen.net" berichtet, basieren die Ratings nämlich lediglich auf den eigenen Angaben der bewerteten Unternehmen.
Auch die "Berliner Morgenpost" berichtet von einem regelrechten Etikettenschwindel. Mit dem guten Gewissen wird ein bestimmtes Kundensegment angesprochen, jedoch sind in den Fonds auch schwarze Flecken zu erkennen. Klimaschädliche Kohle- und Ölindustrien tauchen ebenso auf, wie das US-Militär ("Berliner Morgenpost"). Von 400 Fonds sind nur 50 als weitgehend sauber zu bezeichnen. Selbst das FNG-Siegel (Forum Nachhaltige Investition) liefert keine 100-prozentige Sicherheit.
Es funktioniert: Mit Nachhaltigkeit Kasse machen
Die positive Nachricht für Anleger lautet, dass der Ertrag im Vergleich zu anderen Fonds gleichwertig, wenn nicht sogar besser ist ("Berliner Morgenpost"). Immerhin legten gute Ökofonds in den vergangenen drei Jahren eine Entwicklung von 30 bis 40 Prozent hin und in der fünf-Jahres-Betrachtung sogar 80 bis 100 Prozent ("Capital"). Mit dieser Rückschau kann man Thomas Helleners Prognose für 2017 nachvollziehen, dass nachhaltige Anlageprodukte weiterhin attraktiv sein werden - sowohl bei institutionellen als auch privaten Anlegern.
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Daneben gibt es Fonds, die auch ohne grünes Label eine gute Nachhaltigkeit vorweisen können und eine saubere Performance hinlegen ("Finanzen.net"). Ohnehin ist Nachhaltigkeit schwer messbar, lässt sich von außen oft schwer feststellen und ändert sich ständig.
Private Anleger noch auf der Wartebank
Bislang sind institutionelle Anleger die Hauptakteure, denn nur 15 Prozent der Nachhaltigskeitsinvestoren sind Privatpersonen ("ARD Boerse"). Warum kommen die Müslijunkies und grünen Fonds nicht zusammen? Bankberater ignorieren Nachhaltigkeitsfonds und potenzielle Anleger wissen gar nicht, wie sie gesellschaftlich nachhaltig anlegen können.
Der "ARD Boerse" zufolge sind 69 Prozent der deutschen Bankkunden überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten können. Vielleicht ist gerade jetzt, in Zeiten der Null- und Negativzinsen, genau der richtige Moment, um die Aufmerksamkeit der Privatpersonen nochmal verstärkt auf das Thema Nachhaltigskeitfonds zu lenken.