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     2508  1 Kommentar Was sich alles geändert hat

    Meine Güte, da werde ich manchmal wirklich sentimental, wenn ich mir einmal in einer stillen Stunde klarmache, wie sehr sich die Welt in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

     

    In den Anfangszeiten meines Börseninteresses habe ich immer wieder mit großer Begeisterung aus John Maynard Keynes´ „General Theory“ das Kapitel „Der Zustand der langfristigen Erwartung“ gelesen – sicher das Beste, was jemals über die Börse geschrieben worden ist – in dem sich Keynes Sorgen darüber macht, dass in den USA die Auffassungen zu gleichförmig sind und daher zu extremen Kurskapriolen führen.

     

    Heute hingegen sind wir alle zu Amerikanern geworden, und die durchschnittliche Haltedauer von Aktien hat sich von Jahren zu Sekunden verändert.

     

    Doch während an der Börse vielfach die meisten Menschen der gleichen Meinung sind, hat sich im politischen Bereich in den letzten Jahren genau der umgekehrte Effekt ergeben. Da vertritt jeder nicht nur seine eigene Meinung, sondern da ist auch nahezu jeder komplett davon überzeugt, mit seiner Meinung Recht zu haben.

     

    Was daraus resultiert, ist bisher zum Glück nur ein riesiges Scharmützel in den sogenannten „sozialen“ Netzwerken, die jedoch alles andere als sozial sind, weil sie vielmehr genau umgekehrt das Soziale und die friedliche Gemeinschaft der Menschen eher zerstören.

     

    Nahezu jeder Mensch, der sich heute außerhalb des traditionellen Spektrums öffentlich äußert, scheint persönlich eine Schmach zu spüren, für die er jetzt unbedingt Vergeltung einfordert.

     

    Ich kann daher nur unbedingt dazu raten, sich ausführlich mit der Geschichte unseres Landes zu beschäftigen. Kaufen Sie sich die 10er-DVD-Box „Vom Reich zur Republik“ für lächerliche 42,99 Euro, die sie bestimmt gut aus Ihrem Aktien-Budget abzwacken können.

     

    Denn hier wird Ihnen in brillanter Weise in 15 Stunden im Großen vorgespielt, was durchaus viel mit dem Heute in Kleinen zu tun hat. Noch jedenfalls.

     

    Auf jeden Fall müssen Sie sehen: Die nervöse Großmacht, Europas letzter Sommer, Gewaltfrieden (1) und (2) sowie die Konterrevolution. (Letztere Folge erwischen Sie gerade noch heute, am Samstag, um 20:15 Uhr im TV auf „ARD alpha“.)

     

    Vielleicht ist das die beste Investition, die man gegenwärtig unternehmen kann.

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Was sich alles geändert hat Ganz schön viel Großes im Kleinen ….