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    Börsen-Zeitung  608  0 Kommentare Haltung zeigen! Kommentar zum Wirtschaftssystem von Michael Flämig

    Frankfurt (ots) - Die Welt gerät aus den Fugen. Der Präsident der
    Türkei bulldozert durch den Rechtsstaat, der US-Präsident twittert
    die Demokratie ins Abseits und der Präsident Russlands kennt gar
    keine Grenzen mehr. Schlimmer noch: Krieg wird wieder als Mittel
    einer Fortsetzung der Politik gesehen - real wie im Kreml, gedanklich
    wie im Weißen Haus und verbal wie in Ankaras Palais. Ego-Politiker
    nehmen sich das Recht des Stärkeren. Völkerverständigung,
    Menschenrechte und auch Frieden bleiben auf der Strecke. Instabiler
    war das globale Politiksystem noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

    Die bisherigen Eliten der westlichen Hemisphäre sind im Entsetzen
    vereint. Eine gewichtige Ausnahme allerdings gibt es. Die Investoren
    reagieren positiv. Die Aktienindizes notieren vielerorts nahe ihren
    Rekordwerten. Vor allem die USA als Mutterland des Kapitals
    marschieren vorneweg. Das große Geld feiert. Dafür gibt es gute
    Gründe, sie reichen von fehlenden Anlagealternativen bis zur Hoffnung
    auf staatliche Investitionsprogramme. Doch diese Motivlage ist schwer
    durchschaubar. Daher ist das Signal der Aktienhausse für das breite
    Volk simpel: Die Wirtschaft klatscht dem autoritären Populismus
    Beifall.

    Dieser Eindruck ist gefährlich auch für das westliche
    Wirtschaftssystem. Denn er unterminiert dessen Legitimität. Jene
    Konsumenten und Beschäftigten, die dem partnerschaftlichen
    Miteinander verbunden sind und die Demokratie auch durch persönliches
    Mittun fördern, wenden sich angewidert ab. Dabei ist die Soziale
    Marktwirtschaft gerade auf das Engagement dieser Bürger angewiesen,
    damit autoritäre Populisten unser Wirtschaftssystem nicht in ein
    staatliches Machtmittel und damit in eine gelenkte Ökonomie à la
    China umfunktionieren.

    Aktienkurse können sich nicht erklären. Wirtschaftsführer können
    dies aber sehr wohl. Im Privatissimum tun dies viele Vorstände
    bereits in aller Deutlichkeit. Öffentlich aber ducken sie sich häufig
    weg. Damit muss endlich Schluss sein. Es geht nicht darum, mit Schaum
    vor dem Mund an die Mikrofone zu treten. Aber jeder kann für die
    eigenen Wertvorstellungen auch coram publico einstehen. Die Devise im
    Jahr 2017 lautet: Haltung zeigen! Je mehr Manager dies tun, um so
    geringer ist das Risiko für jeden einzelnen.

    Klare Worte dienen nicht nur dem Gemeinwohl, sondern sind auch im
    Eigeninteresse der Unternehmen. Wer am Sonntag als ESG-Hohepriester
    für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung auftritt, aber am
    Montag den Kopf in den Sand steckt, der wird unglaubwürdig - nicht
    nur am Markt, sondern auch in der eigenen Belegschaft.

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