Autobahngold
Falschgold auf der Überholspur
Würden Sie gefälschte Goldbarren, -Münzen oder –Schmuck erkennen, wenn diese zusammen mit einer rührseligen Geschichte präsentiert werden?
Ein gut gekleideter Autofahrer steht am Straßenrand und bittet andere Verkehrsteilnehmer
anzuhalten.
Das Fahrzeug des Mannes – beispielsweise ein Mercedes oder ein schicker SUV - steht mit eingeschalteter
Warnblinkanlage am Straßenrand. Darin sitzen eine Frau und womöglich auch noch ein paar kleine Kinder.
Ihr neuer Bekannter war offensichtlich gerade auf dem Weg zu seiner im Sterben liegenden Mutter, einem wichtigen Geschäftstermin oder etwas anderem extrem Wichtigen. Doch – wie das Leben manchmal
so spielt – ging das Benzin aus und er hatte gerade kein Geld dabei…
Ohne Zweifel wird dieser ehrenwerte Mann das für den Notfall benötigte Geld zurückgeben. Und dann haben
Sie ja auch noch seine Visitenkarte. Und als weitere Sicherheit zieht er sogar noch einen goldenen Ring vom Finger und übergibt ihn Ihnen…
Was, Sie denken, Sie würden nicht auf solch einen billigen Betrugsversuch hereinfallen?
Immerhin schaut das Plagiat so kitschig aus, dass es eher wie billiger Kunstschmuck oder eine Attrappe aus dem Theater aussieht. Niemand würde eine Kostbarkeit so unter Wert hergeben. Oder wie es
ein Leser der Schleswiger Nachrichten beschreibt:
„Wer meint, ein „guter Mensch" gibt seine echte goldene Rolex für einen Kanister Sprit weg, ist
dumm!
Doch wenn es wirklich darauf ankommt, fallen überraschend viele Menschen auf diesen Trick herein – und
zwar überall in Europa.
Egal, ob man Dummheit oder Gier dafür verantwortlich macht, geschickte Betrüger schaffen es immer wieder, für Verunsicherung zu sorgen und dabei ihre Mitmenschen schamlos auszunutzen. Dieser Trick
wird seit dem Auto-Boom der 50er Jahre in Deutschland angewandt und wurde stets weiter ausgefeilt. Er war zeitweise in Deutschland so verbreitet, dass Falschgold hierzulande auch als „Autobahngold“
bezeichnet wird.
In 2010 berichtete die Polizei allein in Brandenburg innerhalb von nur zwei Monaten von über 200 Fällen,
in denen zumindest versucht wurde, damit gutgläubige Autofahrer hinters Licht zu führen. In vielen solcher Fälle kommt es nicht einmal zu einer Anzeige, weil es den Geschädigten peinlich ist, auf
so eine billige Masche hereingefallen zu sein. Rund fünf Jahre später gab es eine neue Welle von Betrugsversuchen.