Venezuelas Schuldenkrise
Derivateverband ISDA stellt 'Kreditereignis' fest
NEW YORK/FRANKFURT (dpa-AFX) - Es ist eine weitere Eskalation in der Schuldenkrise Venezuelas: Der internationale Derivateverband ISDA hat am späten Donnerstagabend ein sogenanntes "Kreditereignis" für das sozialistisch regierte Land in Südamerika festgestellt. Die Entscheidung sei in dem relevanten Gremium mit 15 zu null Stimmen gefallen, teilte der Verband mit. Der Beschluss folgt auf Entscheidungen zwei führender Ratingagenturen, die jeweils einen Zahlungsausfall Venezuelas festgestellt hatten.
Der ISDA-Beschluss hat zur Folge, dass Besitzer spezieller Versicherungen gegen einen Zahlungsausfall Venezuelas von den Anbietern solcher Papiere ausgezahlt werden müssen. Über die genauen Konditionen will das ISDA-Gremium am kommenden Montag entscheiden. Die Versicherungen, im Fachjargon CDS (Credit Default Swaps) genannt, betreffen venezolanische Staatsanleihen und Schuldpapiere der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA. Das Gesamtvolumen liegt laut ISDA bei 1,5 Milliarden US-Dollar. 1,34 Milliarden Dollar entfallen auf Staatsanleihen, 250 Millionen Dollar auf PDVSA-Schulden.
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ISDA ist ein Interessenverband großer Wertpapierhändler für sogenannte Kreditderivate, also abgeleitete Finanzprodukte. Hierzu gehören auch Kreditausfallversicherungen. Zu Interessenkonflikten kann es kommen, weil die ISDA-Mitglieder sowohl zu den Anbietern als auch den Käufern von CDS-Papieren gehören können. Im Falle Venezuelas profitieren sie also teils von der ISDA-Entscheidung, teils werden sie finanziell belastet./bgf/jkr/oca