Raus aus der Kohle? Ja, aber nur mit (Sach)verstand / Aufwand der Netzbetreiber steigt, um Blackout zu verhindern / Kosten im Milliardenbereich / Zu früher Ausstieg heißt Abkehr von grünem Strom (FOTO)
Frankfurt am Main (ots) -
- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/bilder -
Der Technologieverband VDE mahnt die Parteien zur Besonnenheit.
"Bei den Sondierungsgesprächen der Parteien für eine neue
Bundesregierung muss beim Thema Kohleausstieg mit Sachverstand
vorangegangen werden", fordert Ansgar Hinz, CEO des VDE die Parteien
auf. Auch wenn von der Energiebilanz eine Abkehr von
Kohlenstoffemissionen bis 2020 möglich sei, so hinken der dafür
notwendige Netzausbau und die Kommunikationsinfrastruktur, vor allem
im Verteilnetz, deutlich hinter dem Plan her. "Wir gehen davon aus,
dass bis 2030 die Klimaziele erreicht werden können, wenn der
verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien im Gleichschritt mit dem
Ausbau des Stromnetzes erfolgt", so Hinz weiter. Ein früherer und
überhitzter Ausstieg würde die Netz- und Systemsicherheit fundamental
ins Wanken bringen. Eine Gefährdung des Rückgrats unserer
Volkswirtschaft, der Elektroenergieversorgung, steht für Hinz außer
Frage. "Jeder möge einmal fünf Minuten inne halten und überlegen, was
es für ihn persönlich bedeutet, ohne Strom den Alltag bewältigen zu
müssen", so der CEO.
- Querverweis: Bildmaterial wird über obs versandt und ist
abrufbar unter http://www.presseportal.de/bilder -
Der Technologieverband VDE mahnt die Parteien zur Besonnenheit.
"Bei den Sondierungsgesprächen der Parteien für eine neue
Bundesregierung muss beim Thema Kohleausstieg mit Sachverstand
vorangegangen werden", fordert Ansgar Hinz, CEO des VDE die Parteien
auf. Auch wenn von der Energiebilanz eine Abkehr von
Kohlenstoffemissionen bis 2020 möglich sei, so hinken der dafür
notwendige Netzausbau und die Kommunikationsinfrastruktur, vor allem
im Verteilnetz, deutlich hinter dem Plan her. "Wir gehen davon aus,
dass bis 2030 die Klimaziele erreicht werden können, wenn der
verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien im Gleichschritt mit dem
Ausbau des Stromnetzes erfolgt", so Hinz weiter. Ein früherer und
überhitzter Ausstieg würde die Netz- und Systemsicherheit fundamental
ins Wanken bringen. Eine Gefährdung des Rückgrats unserer
Volkswirtschaft, der Elektroenergieversorgung, steht für Hinz außer
Frage. "Jeder möge einmal fünf Minuten inne halten und überlegen, was
es für ihn persönlich bedeutet, ohne Strom den Alltag bewältigen zu
müssen", so der CEO.
Milliardenbeträge fällig, um Blackout zu verhindern
Was man nicht sieht und spürt, ist nicht existent; nur so ist die
eine oder andere Entscheidung in Politik und Gesellschaft zu
verstehen. Fakt ist aber, dass die Netzbetreiber immer häufiger
kostenintensive Redispatch-Maßnahmen ergreifen müssen, also die
Einspeisung von Kraftwerksleistung inklusive der
Erneuerbaren-Energieanlangen, anpassen, um eine stabilen Netzbetrieb
sicher zu stellen. So lagen die betroffenen Energiemengen 2015 und
2016 bei rund 3 Prozent des jährlichen Bruttoinlandstromverbrauchs.
Für die Anpassung von konventionellen Kraftwerken haben die
Netzbetreiber im vergangenen Jahr 219 Millionen (Mio.) Euro an
Entschädigungen gezahlt (2015: 412 Mio. Euro). Die Entschädigungen
für die Abregelung von Erneuerbare-Energien-Anlagen im Rahmen des
sogenannten Einspeisemanagements schlugen 2016 mit 373 Mio. Euro zu
Buche (2015: 478 Euro).
Sicherheitsreserven notwendig, sonst kommt der Strom aus der
Kernkraft
Deutschland verfügt mit nur 15,1 Minuten Stromausfall pro Kunde
(2016) über das sicherste Stromnetz weltweit. Allerdings drohen mit
dem Ausfall der Kohlekraftwerke Netzengpässe. Noch springen im
Ruhrgebiet und im Osten die Braunkohlekraftwerke als
Sicherheitsreserve für die hohen Fluktuationen aufgrund von
Erneuerbaren Energien ein. Werden die Braunkohlekraftwerke zu früh
stillgelegt, müssen einzelne Regionen Strom importieren. Der Osten
würde den Strom der stillgelegten Braunkohlekraftwerke in der Lausitz
durch Strom aus Polen oder der Tschechischen Republik ersetzen
müssen. "Und grün ist dieser Strom beim besten Willen nicht. Polen
erzeugt fast ausschließlich Strom aus Kohlekraftwerken, Tschechien
betreibt zusätzlich zu Kohlekraftwerken ein großes Atomkraftwerk",
wendet Ansgar Hinz ein. Nordrhein-Westfalen müsste Strom aus den
Niederlanden importieren. Auch hier ist der Strom nicht grün, wenn
die Niederlande beispielsweise ihren aus Belgien bezogenen Strom an
den Westen weitergeben. Belgien betreibt neben Gas- und
Kohlekraftwerken zwei Kernkraftwerke, letztere stehen aufgrund von
Sicherheitsmängeln in der öffentlichen Kritik. Das alles klingt nach
wenig Sachverstand auf dem Weg in eine "Clean Energy Zukunft", die
unbestritten das Ziel sein muss.
Klimaziele werden bis 2030 erreicht
Dennoch ist der VDE davon überzeugt, dass die vereinbarten
Klimaziele eingehalten werden. Werden die Netze wie derzeit geplant
ausgebaut, entspannt sich die Situation ab 2025 merklich. Denn dann
greifen die HGÜ-Leitungen vom windreichen Norden in den Süden
Deutschlands. "Diese Leitungen hätten wir um einiges früher fertig
stellen können, wenn politische Ränkespiele in einzelnen Regionen
Deutschlands die Fertigstellung nicht um Jahre verzögert hätte. Die
Einsprüche gegen Freileitungen haben die Entwicklung merklich
behindert", erklärt der VDE-Chef die Verzögerung. "Ein geordneter
Kohleausstieg ist sinnvoll. Das deutsche Stromsystem ist auch mit
Wind und Sonne sicher, solange wir den Netzausbau inklusive
IKT-Aufrüstung (IKT= Informations- und Kommunikationstechnik) sowie
die Sektorenkopplung vorantreiben. Dann erreichen wir die
Klimaziele", fasst Ansgar Hinz zusammen.
OTS: VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik
newsroom: http://www.presseportal.de/nr/9158
newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_9158.rss2
Pressekontakt:
Melanie Unseld, Tel. 069 6308461, melanie.unseld@vde.com
Was man nicht sieht und spürt, ist nicht existent; nur so ist die
eine oder andere Entscheidung in Politik und Gesellschaft zu
verstehen. Fakt ist aber, dass die Netzbetreiber immer häufiger
kostenintensive Redispatch-Maßnahmen ergreifen müssen, also die
Einspeisung von Kraftwerksleistung inklusive der
Erneuerbaren-Energieanlangen, anpassen, um eine stabilen Netzbetrieb
sicher zu stellen. So lagen die betroffenen Energiemengen 2015 und
2016 bei rund 3 Prozent des jährlichen Bruttoinlandstromverbrauchs.
Für die Anpassung von konventionellen Kraftwerken haben die
Netzbetreiber im vergangenen Jahr 219 Millionen (Mio.) Euro an
Entschädigungen gezahlt (2015: 412 Mio. Euro). Die Entschädigungen
für die Abregelung von Erneuerbare-Energien-Anlagen im Rahmen des
sogenannten Einspeisemanagements schlugen 2016 mit 373 Mio. Euro zu
Buche (2015: 478 Euro).
Sicherheitsreserven notwendig, sonst kommt der Strom aus der
Kernkraft
Deutschland verfügt mit nur 15,1 Minuten Stromausfall pro Kunde
(2016) über das sicherste Stromnetz weltweit. Allerdings drohen mit
dem Ausfall der Kohlekraftwerke Netzengpässe. Noch springen im
Ruhrgebiet und im Osten die Braunkohlekraftwerke als
Sicherheitsreserve für die hohen Fluktuationen aufgrund von
Erneuerbaren Energien ein. Werden die Braunkohlekraftwerke zu früh
stillgelegt, müssen einzelne Regionen Strom importieren. Der Osten
würde den Strom der stillgelegten Braunkohlekraftwerke in der Lausitz
durch Strom aus Polen oder der Tschechischen Republik ersetzen
müssen. "Und grün ist dieser Strom beim besten Willen nicht. Polen
erzeugt fast ausschließlich Strom aus Kohlekraftwerken, Tschechien
betreibt zusätzlich zu Kohlekraftwerken ein großes Atomkraftwerk",
wendet Ansgar Hinz ein. Nordrhein-Westfalen müsste Strom aus den
Niederlanden importieren. Auch hier ist der Strom nicht grün, wenn
die Niederlande beispielsweise ihren aus Belgien bezogenen Strom an
den Westen weitergeben. Belgien betreibt neben Gas- und
Kohlekraftwerken zwei Kernkraftwerke, letztere stehen aufgrund von
Sicherheitsmängeln in der öffentlichen Kritik. Das alles klingt nach
wenig Sachverstand auf dem Weg in eine "Clean Energy Zukunft", die
unbestritten das Ziel sein muss.
Klimaziele werden bis 2030 erreicht
Dennoch ist der VDE davon überzeugt, dass die vereinbarten
Klimaziele eingehalten werden. Werden die Netze wie derzeit geplant
ausgebaut, entspannt sich die Situation ab 2025 merklich. Denn dann
greifen die HGÜ-Leitungen vom windreichen Norden in den Süden
Deutschlands. "Diese Leitungen hätten wir um einiges früher fertig
stellen können, wenn politische Ränkespiele in einzelnen Regionen
Deutschlands die Fertigstellung nicht um Jahre verzögert hätte. Die
Einsprüche gegen Freileitungen haben die Entwicklung merklich
behindert", erklärt der VDE-Chef die Verzögerung. "Ein geordneter
Kohleausstieg ist sinnvoll. Das deutsche Stromsystem ist auch mit
Wind und Sonne sicher, solange wir den Netzausbau inklusive
IKT-Aufrüstung (IKT= Informations- und Kommunikationstechnik) sowie
die Sektorenkopplung vorantreiben. Dann erreichen wir die
Klimaziele", fasst Ansgar Hinz zusammen.
OTS: VDE Verb. der Elektrotechnik Elektronik
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Melanie Unseld, Tel. 069 6308461, melanie.unseld@vde.com