Asset Allcation
Die Vermögenslandschaft von morgen - Seite 2
Andererseits bot die zinsarme Nachkrisenzeit der Asset-Management-Industrie auch viele deutlich lukrativere Potenziale als nur die Abbildung von Indizes oder die Umsetzung von Faktorprämien-Allokationen. Abgefallen vom Glauben an die Aufspaltung der Wertschöpfungskette, oder vielmehr auf Grund von Zweifeln an die eigenen Allokationsfähigkeiten, kauften Investoren Lösungsanbieter wie Multi-Asset-Mandate, Absolute-Return-Strategien – beides Wiedergeburten der ausgemusterten Mischfonds beziehungsweise Hedgefonds im zeitgemäßen Gewand – und auf Fixed-Income-Ebene Unconstrained-Strategien ein. Auch Global-Equity-Mandate liefern Zeugnis davon ab, dass mehr Entscheidungen an Asset Manager delegiert werden.
Die Musik spielte aber nicht nur im liquiden Bereich. Vielmehr erfuhren sogenannte Real Assets einen großen Bedeutungszuwachs. Während das Interesse an Private Equity eher konstant blieb, erfreute sich die Asset-Klasse Infrastruktur einer stark steigenden Beliebtheit, die auch die im Vergleich zu liquiden Assets relativ hohen Fondsgebühren übertünchen konnte. Die Fondsgebühren und das allgemein gewachsene Preisbewusstsein waren aber nicht zuletzt ein Grund für die Abkehr von Dachfonds und hin zur Suche nach dem einen oder anderen Co-Investment.
Wirklich viele neue Asset-Klassen sind in den zinsarmen Nachfinanzkrisenjahren nicht entstanden, vielmehr handelte es sich um Subsegmente von Fixed Income, Immobilien oder Infrastruktur wie Emerging Market Corporate Bonds, Parkhäuser oder PV-Parks. Die Umsetzung der Investments hat sich aber verändert. Diese Entwicklung war schon 2012 erkennbar. Anlässlich einer Gesprächsrunde zum zehnjährigen Jubiläum von portfolio institutionell sagte Herwig Kinzler von Mercer: „Ich stimme zu, dass es künftig mehr Diversifikation geben wird – aber nicht revolutionär. Asset-Klassen sind endlich, und auch die Trennung zwischen den entwickelten Märkten und den Schwellenländern wird verschwinden. Bei der Weiterentwicklung spielt die Musik woanders. Ein großes Thema wird der intelligente Zugang zu Asset-Klassen sein. Außerdem wird es deutlich mehr taktische und auch opportunistische Entscheidungen geben.“
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Summa summarum hat sich die Kapitalanlage deutlich verkompliziert. Statt von Illiquiditätsprämien wird mehr und mehr von Komplexitätsprämien gesprochen, und Komplexitäten erfordern Konzentration, die Konzentration auf bestimmte Asset-Klassen, aber auch auf Dienstleister. „Im Endeffekt lässt sich dem nur Rechnung tragen, indem man sich auf eine immer geringere Zahl von vertrauenswürdigen Partnern konzentriert, die eine ähnliche Anlagephilosophie verfolgen“, sagte Dr. Andreas Kretschmer von der Ärzteversorgung Westfalen-Lippe im damaligen portfolio-Gespräch.