Aktien Europa Schluss
Renditeanstieg bei US-Anleihen bremst Höhenflug
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Steigende Renditen für US-Staatsanleihen haben am Mittwoch die jüngste Erholungsrally an Europas meisten Börsen erst einmal ausgebremst. In London konnten sich die Anleger hingegen erneut über ein Rekordhoch freuen.
Der EuroStoxx 50 ging 0,36 Prozent schwächer bei 3609,83 Punkten aus dem Handel. Noch am Vortag hatte der Leitindex der Eurozone zum fünften Mal in folge zugelegt und sich auf dem höchsten Niveau seit gut zwei Monaten präsentiert. Der französische CAC 40 zollte seinem zuletzt guten Lauf ebenfalls Tribut und sank um 0,35 Prozent auf 5504,68 Punkte.
Der zuletzt wiederholt rekordhohe Schweizer SMI schloss 0,90 Prozent tiefer bei 9524,96 Zählern. Dagegen schaffte es der britische FTSE 100 erneut auf eine historische Bestmarke und rettete ein Plus von 0,23 Prozent auf 7748,51 Punkte ins Ziel. Ihm halfen wie schon am Vortag deutliche Kursgewinne einiger Einzelhandelsunternehmen. Noch deutlicher ging es für die Aktien mehrerer der zahlreich im Index vertretenen Finanzfirmen bergauf. Banken und Versicherungen gelten als Profiteure steigender Zinsen.
Eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte die Kurse von US-Staatsanleihen unter Druck gesetzt und entsprechend die Renditen für die festverzinslichen Wertpapiere nach oben getrieben hatte - diese gewannen dadurch gegenüber Dividendenpapieren an Attraktivität.
Unter Berufung auf informierte Kreise hieß es, China denke über eine Verringerung oder gar einen Stopp seiner Käufe von US-Staatsanleihen nach. Das Land ist der größte Gläubiger der USA, ein Stopp der Kreditvergabe durch China wäre ein schwerer Schlag für die größte Volkswirtschaft der Welt - zumal in einer Zeit rückläufiger Anleihebestände der amerikanischen Notenbank und einer absehbar weiter steigenden US-Staatsverschuldung.
Europaweit hatten Banken- und Versicherertitel die Nase vorn: Im marktbreiten Index Stoxx Europe 600 legten die beiden Subindizes um 2,08 beziehungsweise 0,78 Prozent zu. Der Bankenindex erreichte sogar den höchsten Stand seit über zwei Jahren. Zur Zinsentwicklung in den USA gesellte sich bei der Royal Bank of Scotland (RBS) eine Hochstufung durch Morgan Stanley auf "Overweight" - die Aktien zogen an der "Footsie"-Spitze um 4,60 Prozent an.
In London standen außerdem erneut Einzelhändler im Fokus. Nachdem tags zuvor bereits die Kette Morrison Supermarkets mit einem Zwischenbericht zum Weihnachtsgeschäft überzeugt hatte, folgten nun starke 15-Wochen-Zahlen (bis 6. Januar) des Konkurrenten Sainsbury . Trotz wirtschaftlicher Sorgen um den Brexit hatten sich die Briten die Kauflust zumindest in der Weihnachtszeit nicht nehmen lassen. Sainsbury-Aktien stiegen um 2,21 Prozent und die von Marks & Spencer um 1,79 Prozent.
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In Schweden zog eine Übernahme Aufmerksamkeit auf sich: Der Mobilfunker Tele2 kauft den Breitband- und Fernsehkabelbetreiber Com Hem. Dessen Aktionäre sollen dafür insgesamt 6,6 Milliarden Schwedische Kronen sowie gut ein Viertel am neuen Unternehmen bekommen. Com Hem sprangen daraufhin in Stockholm um über 3 Prozent hoch, während Tele2 knapp 8 Prozent an Wert einbüßten. Der Kursrutsch bei Tele2 sei verständlich, erscheine aus mittelfristiger Sicht aber übertrieben, kommentierte Analyst Ondrej Cabejsek von der Privatbank Berenberg./gl/he