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     2474  1 Kommentar 2018: Crash trotz Notenbanker? - Seite 4

    Das Kreditrisiko kehrt zurück

    Ein – wie auch immer ausgelöster – Anstieg des risikofreien Realzinses würde sich überproportional im allgemeinen Zinsniveau niederschlagen. Dies liegt daran, dass die Fähigkeit der Schuldner, ihren Verpflichtungen nachzukommen, abnimmt, sobald die Zinsen steigen. Da die Qualität der Schuldner in den letzten Jahren dramatisch gesunken ist, wäre eine Flucht der Investoren aus den dann wieder als hoch-riskant angesehenen Papieren die Folge.

    Der Markt für Unternehmensanleihen sieht hierbei am gefährdetsten aus. Und zwar global. In Europa hat die EZB den Markt so weit verzerrt, dass Unternehmen mit einem Rating von BBB (also knapp über dem Niveau von Junk Bonds) von den Investoren dafür bezahlt werden, ihr Geld zu nehmen. So das Beispiel der französischen Veolia, die kürzlich eine ungesicherte Anleihe mit drei Jahren Laufzeit zu einem Zinssatz von – 0,026 Prozent platzierte. 

    Der Bank of America European High Yield Index (enthält BB-Papiere) erbringt mittlerweile weniger als der korrespondierende US-Staatsanleihen Index. Kreditschwache europäische Unternehmen zahlen also weniger als die größte Militärmacht der Welt. 

    In den USA sieht es nicht besser aus. Die US-Unternehmen waren noch nie so hoch verschuldet wie heute, sowohl absolut als auch relativ zu den entscheidenden Kenngrößen wie Cashflow, Gewinn und Eigenkapital. Alleine im letzten Jahr haben US-Unternehmen 1,14 Billionen US-Dollar neue Schulden gemacht. Unternehmen auf Junk-Niveau zahlen durchschnittlich weniger als sechs Prozent Zins. Dabei wissen wir aus vergangenen Kreditzyklen, dass die Gläubiger von Unternehmensanleihen im Falle einer Schieflage nur rund 35 Prozent ihres Einsatzes wiedersehen. Das Risiko ist also erheblich.

    Auch in den Schwellenländern sind es vor allem die Unternehmen, die in den letzten Jahren die tiefen Zinsen dazu genutzt haben, mit deutlich mehr Kredit zu arbeiten. Dies gilt nicht nur für China. Hinzu kommt hier der deutliche Anstieg der Verschuldung in US-Dollar, was neben dem Zinsänderungsrisiko ein Wechselkursrisiko mit sich bringt, vor dem angesehene Institutionen wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich schon seit Längerem warnen.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
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