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     2474  1 Kommentar 2018: Crash trotz Notenbanker? - Seite 3

    Lange Phasen der Zinssenkung gab es schon früher

    Der Rückgang der Zinsen in den letzten 30 Jahren ist historisch keineswegs einmalig, wie eine von der Bank of England veröffentlichte Studie zeigt: In den letzten 700 Jahren lag der risikofreie Realzins (gemeint sind vermeintlich sichere Schuldner, also Staaten) im Durchschnitt bei 4,78 Prozent, im Schnitt der letzten 200 Jahre bei 2,6 Prozent. Deutlich über dem heutigen Niveau von nahe null. Der reale risikofreie Zins war mehrmals deutlich negativ. Zuletzt in den 1940er-Jahren. Hinter dem Rückgang des Realzinses in den letzten 200 Jahren steht unter anderem die Zunahme der Inflation. Betrug diese über 700 Jahre durchschnittlich 1,09 Prozent, stieg sie im letzten Jahrhundert auf rund zwei Prozent an.

    Insgesamt lassen sich neun Phasen deutlichen Rückgangs der Realzinsen identifizieren. Diese dauerten mindestens zehn bis maximal 60 Jahre an und führten zu einem Rückgang des Realzinses um fünf bis 17 Prozentpunkte. Die Phase seit Mitte der 1980er-Jahre ist dabei die zweitlängste, aber zugleich die mit dem geringsten Rückgang der Realzinsen. Sie könnte folglich noch weiter andauern.

    Alle Tiefzinsphasen endeten abrupt 

    Auch nach früheren Zinssenkungsphasen glaubten die Anleger, dass die Zinsen „nie wieder steigen“. Dennoch gingen die Zinsen immer wieder hinauf, und zwar, wie die Studie zeigt, durchaus dramatisch. Im Durchschnitt kletterte das reale risikofreie Zinsniveau innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Trendwende um über drei Prozentpunkte. Als Auslöser für die Trendwenden identifiziert die Studie Katastrophen wie große Pestepidemien und Kriege. 

    Nur Optimisten können mit Blick auf die heutige Situation in der Welt behaupten, dass ähnliche Katastrophen ausgeschlossen sind. Die Geschichte spricht dafür, dass es zu einem deutlichen Anstieg der Zinsen kommen könnte und dies auch noch sehr schnell. Als magische Grenze wird dabei oft eine Marke von drei Prozent für 10-jährige US-Staatsanleihen gesehen. Sollten die Zinsen über dieses Niveau steigen, hätte es erhebliche Auswirkungen auf die weltweiten Finanzmärkte, weil letztlich alle Vermögenspreise vom Zinsniveau abhängen.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
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