2018: Crash trotz Notenbanker? - Seite 5
Steigt der risikofreie Zins nun an, schlägt sich das überproportional im Markt für Unternehmensanleihen nieder. Über Nacht ist das Kreditausfallrisiko wieder präsent. Die Zinsdifferenz (der sogenannte „Spread“) würde schnell und deutlich steigen, was zu einer erheblichen Verteuerung der Unternehmensfinanzierung und zugleich zu erheblichen Verlusten für die Anleger führt. Dies wiederum würde nochmals den Druck auf die Märkte erhöhen. Ein sich selbst beschleunigender Abstieg käme in Gang. Erste Pleiten würden den Prozess weiter beschleunigen. Historische Beispiele gibt es dafür genug. Zuletzt war zum Höhepunkt der Finanzkrise zu beobachten, dass Anleihen, die zuvor noch als solide eingestuft wurden, dramatisch an Wert verloren.
Dies wäre dann Auftakt für eine deflationäre Entwicklung, wie wir sie in der Weltwirtschaftskrise erlebt haben und die Irving Fisher in seiner „Debt-Deflation-Theory of Great Depressions“ eindrücklich beschrieben hat. Es wäre der ultimative Margin Call für die Weltwirtschaft.
Nicht weniger, sondern mehr krisenanfällig
Dabei machen die tiefen Zinsen die Märkte nicht weniger, sondern mehr krisenanfällig. Nicht nur, weil die tiefen Zinsen zur Verschuldung animieren, sondern weil sie die Marktteilnehmer in Sicherheit wiegen. Es werden nicht nur mehr Kredite vergeben, sondern auch gegen geringere Sicherheiten. Moodyˋs „Covenant Quality Indicator“, also der Maßstab für die Sicherheiten, die den Kreditgebern eingeräumt werden, liegt seit mehr als vier Jahren über dem Wert von „4“ auf einer Skala von „1“ (sehr gut) bis „5“ (sehr schlecht). Im letzten Halbjahr lag er über 4,4. Die Investoren sind so hungrig nach Rendite, dass sie alles akzeptieren und die Unternehmen sind mehr als bereit, dies auszunutzen. Zuletzt war das im Jahre 2007 so.
Dabei ist der Spielraum für Enttäuschungen begrenzt. Gehen alle davon aus, dass nichts schiefgehen kann und es geht dann doch etwas schief, kann es zu einer raschen und deutlichen Korrektur kommen.
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Pleiten wie jene von Steinhoff mögen zwar auf gefälschte Bücher zurückzuführen sein. Dennoch tragen sie zur Unterminierung des Vertrauens bei. Enron war ein ähnlicher Fall, der zunächst als ein Beispiel besonders dreister Manipulation aufflog, doch nicht alleine blieb. Ähnlich gelagerte Fälle waren Worldcom, Ahold und Tyco. Heute sind es die Skandale um Windstream und Community Health in den USA und HNA, Noble Group und Kobe Steel in Asien, die die berühmten „Kanarienvögel in der Kohlemine“ sein könnten.