Wunschanalyse BASF - Seite 2
CEO Kurt Bock ist es gelungen, die Fusion der beiden Giganten zum eigenen Vorteil zu nutzen. Im Rahmen der Kartellverhandlungen zur Fusion mussten DuPont und Dow Chemical einige Unternehmensbereiche verkaufen, BASF stand als Käufer parat und konnte so gezielt seine Geschäftsbereiche ausbauen.
Überhaupt ist CEO Kurt Bock eher ein Mann der kleinen Schritte anstelle von medienwirksamen Mega-Fusionen: Kürzlich kaufte BASF Chemetall für 3,1 Mrd. USD und ergänzte dadurch seinen größten Geschäftsbereich um Chemikalien für die Oberflächenbehandlung. Im Verlauf des laufenden Jahres werden für 1,6 Mrd. Euro Bereiche von Solvay dem eigenen Chemikalienbereich zugefügt.
Und anstatt selber ein Gebot für den letzten verbleibenden unabhängigen Saatguthersteller Monsanto abzugeben steht BASF im Rahmen der Kartellverhandlungen von Bayer und Monsanto erneut als Käufer überschüssiger Unternehmensbereiche parat: Für 5,9 Mrd. Euro wird BASF Agarbereiche von den beiden Fusionspartnern übernehmen.
Hinter der Strategie von Bock steckt eine messerscharfe Analyse: für innovative Wachstumsbereiche mit großen Synergien im Konzern wird zugekauft, eigenständige Bereiche, in denen überwiegend einfache Massenprodukte hergestellt werden, stehen zum Verkauf.
Doch damit hat Bock seinen Konzern ins Abseits manövriert: Nicht nur Dow Chemical und DuPont haben sich zusammen geschlossen, in der rabischen Welt wird ein Zusammenschluss von Saudi Aramco mit Sabic diskutiert und in China sprechen Sinochem und Chemchina miteinander. BASF könnte schon bald vollständig vom Siegerpodest der weltweiten Chemieriesen gestoßen werden.
Wechsel an der Konzernspitze
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Im Jahr 2011 folgt Kurt Bock, BWLer, dem damaligen Konzernchef Jürgen Hambrecht (Chemiker). Wenige Monate nach seinem Amtsantritt setzte Bock sich ein Ziel: Umsatz und Gewinn von BASF wolle er binnen 10 Jahren verdoppeln. Heute, sieben Jahre später, ist der Umsatz durch eine Reihe von Verkäufen (siehe oben) um 10% geschrumpft. Die Effizienz im Konzern konnte etwas verbessert werden, doch der Umsatzrückgang konnte nur ausgeglichen werden.
Zum Jahreswechsel wurde überraschend bekannt gegeben, dass Bock seinen bis 2021 laufenden Vertrag diesen Mai vorzeitig auflöst, um Platz für einen neuen CEO und damit eine neue Strategie zu machen. Sein Nachfolger heißt Martin Brudermüller (Chemiker). Bock selbst wird in zwei Jahren den Aufsichtsratsvorsitz von Hambrecht übernehmen. Während also bislang ein im Detail des Chemiekonzern verwurzelter Aufsichtsratschef die Finanztricks seines Vorstandsvorsitzenden beaufsichtigte, wird in der Zukunft ein Finanzjongleur im Aufsichtsrat einen Chemmiker im Vorstand beaufsichtigen. Grundsätzlich halte ich die neue Rollenverteilung für viel sinnvoller.