Sorge vor Handelskrieg dämpft ZEW-Konjunkturerwartungen
MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Konjunkturoptimismus deutscher Finanzexperten hat wegen der Sorge vor einem globalen Handelskrieg erneut einen Dämpfer bekommen. Das Konjunkturbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel im März um 12,7 Punkte auf 5,1 Zähler, wie das ZEW-Institut am Dienstag in Mannheim mitteilte. Es ist bereits der zweite Rückgang in Folge, und er fiel überraschend stark aus. Bankvolkswirte hatten nur einen Rückgang auf 13,0 Punkte erwartet.
Die Bewertung der aktuellen Lage ging ebenfalls zurück. Der entsprechende Indexwert fiel um 1,6 Punkte auf 90,7 Zähler und entfernte sich damit nur leicht vom Rekordhoch, das im Januar bei 95,2 Punkten erreicht worden war. Auch die ZEW-Daten für die Eurozone zeigten im März einen Rückgang bei den Erwartungen und bei der Einschätzung der aktuellen Lage.
Jüngste Strafzölle der USA auf Stahl und Aluminium lasten auf der Stimmung. "Die Sorge vor einem durch die USA ausgelösten globalen Handelskonflikt lässt die Experten vorsichtiger in die Zukunft blicken", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach.
Außerdem erkannte Wambach in der Kursstärke des Euro eine Belastung für die Exportnation Deutschland. Ein starker Euro macht deutsche Waren außerhalb des Euroraums teurer und bremst so die Nachfrage in wichtigen Exportmärkten wie den USA oder China.
Trotz des erneuten Dämpfers beim ZEW-Konjunkturbarometer sehen Ökonomen noch keinen Grund zur Sorge. "Kurzfristig droht für die deutsche Industrie keine Gefahr. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt und die Produktion läuft rund", sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Ähnlich äußerte sich der Chefvolkswirt der ING-Diba Bank, Carsten Brzeski. Seiner Einschätzung deutet die jüngste Entwicklung der ZEW-Stimmungsdaten noch nicht auf einem Abschwung der deutschen Wirtschaft hin. Nach wie vor stimme die vergleichsweise starke Bewertung der aktuellen Lage zuversichtlich für die kurzfristige Entwicklung der deutschen Wirtschaft.
Allerdings zeige der deutliche Rückgang der Erwartungskomponente, dass man die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen sollte, mahnte Brzeski. Und Patrick Boldt, Experte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sagte: "Die Erwartung einer zunehmenden Dynamik halten wir nicht für angemessen."
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