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    ROUNDUP  916  0 Kommentare Japaner kehren US-Anleihen den Rücken - Verlieren die USA an Vertrauen?

    TOKIO (dpa-AFX) - Inmitten des eskalierenden Handelsstreits zwischen Peking und Washington belegen aktuelle Daten eine zunehmende Abkehr japanischer Gläubiger von den USA. Allein im Februar haben japanische Investoren unterm Strich US-Staatsanleihen im Wert von 3,6 Billionen Yen (33,7 Milliarden US-Dollar) verkauft, wie aus am Montag veröffentlichten Zahlen des japanischen Finanzministeriums hervorgeht. Die USA trifft dies an einem wunden Punkt. Erst vor wenigen Wochen hatten bloße Gerüchte über einen Rückzug des Rivalen China als Gläubiger die Zinsen auf US-Anleihen steigen lassen - und dadurch die Finanzierung von Washingtons Schuldenberg verteuert.

    Zwar wurde im Februar der bisherige Rekord-Abverkauf der Japaner vom April 2017 nicht ganz erreicht. Damals wurden kurz nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Papiere im Wert von 3,7 Billionen Yen abgestoßen. Anders als damals handelt es sich nun aber um den fünften Abverkauf in Folge und damit um die längste Verkaufsserie seit Jahren. Mit einem Bestand von US-Staatspapieren im Volumen von rund 1,1 Billionen US-Dollar sind die Japaner die zweitgrößten ausländischen Gläubiger Washingtons; dicht hinter den Chinesen, die Papiere im Wert von 1,2 Billionen Dollar besitzen.

    Zunehmende Unsicherheit treibe die Anleger aus US-Anleihen, sagte Masayuki Kichikawa, Stratege beim japanischen Vermögensverwalter Sumitomo Mitsui. Als Alternative wählten die Japaner zuletzt verstärkt deutsche und französische Papiere. Unterm Strich wurden im Februar rund 300 Milliarden Yen zusätzlich in deutsche Anleihen gesteckt sowie der doppelte Betrag in französische. Ein Grund dafür dürfte auch der stabile Wert der Euro sein, der seit Trumps Amtsantritt im Verhältnis zum Dollar um rund ein Fünftel zugelegt hat.

    Der zugespitzte Handelsstreit zwischen den USA und China setzt den Dollar momentan zusätzlich unter Druck. Für japanische Besitzer von US-Staatsanleihen ist das ein besonders großes Problem, weil der Yen an den internationalen Finanzmärkten als sicherer Hafen gilt und sein Wert in unsicheren Zeiten meist kräftig zulegt. In Yen gemessen ist ein Wertverfall der US-Papiere aufgrund von Unsicherheit damit tendenziell besonders hoch.

    Erst im Januar hatten Gerüchte, wonach China eine Reduzierung oder gar den Stopp seiner Käufe von US-Staatsanleihen erwäge, die US-Zinsen zusätzlich nach oben getrieben - ungeachtet einer schnellen Gegendarstellung aus Peking. Erst vergangene Woche erklärte Chinas Vize-Finanzminister Zhu Guangyao gegenüber dem US-Fernsehsender CNBC, man werde die Bestände an US-Papieren auf absehbare Zeit nicht reduzieren.

    Zwar beäugt Peking neben dem handelspolitischen Konfrontationskurs Trumps auch dessen Steuerreform und Haushaltspolitik mit Argwohn, weil der US-Schuldenberg immer weiter steigt. Für Peking ist die Lage aber vertrackt, denn ein Kursverfall bei US-Papieren infolge von Verkäufen würde den Wert des verbleibenden Bestands stark reduzieren. Man würde sich also ins eigene Fleisch schneiden.

    Daher könnten andere Wege gesucht werden, den USA zu schaden. Am Montag berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg mit Bezug auf mit der Sache vertraute Personen, China prüfe aufgrund des schwelenden Handelsstreits eine Abwertung der Landeswährung Yuan (Renminbi) als mögliches Druckmittel. Dies würde Chinas Produkte auf dem Weltmarkt billiger machen und dadurch der heimischen Exportindustrie helfen. Ein Nebeneffekt wäre zudem, dass der Wert der US-Papiere in Yuan gemessen steigen würde. Es sei aber noch vollkommen unklar, ob zu diesem Mittel gegriffen werde, hieß es.

    US-Staatspapiere stehen seit dem Wahlsieg Trumps im November 2016 stark unter Druck. Im Gegenzug sind die Zinsen deutlich gestiegen, was für Washington die Finanzierung der Staatsverschuldung teurer macht. Im Februar hatte die Rendite 10-jähriger US-Anleihen mit 2,95 Prozent den höchsten Stand seit vier Jahren erreicht, was neben Zweifeln an Trumps wirtschaftspolitischem Kurs auch auf Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed zurückzuführen ist./tos/bgf/fba





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