Energiedarlehen
Türkei: Die versteckte Zeitbombe im Finanzsystem
Laut eines Berichts von "Bloomberg" sind türkische Energiekonzerne massiv überschuldet. Wegen des Lira-Verfalls könnten viele Energieerzeuger ihre Schulden nicht begleichen. Droht der Türkei eine Bankenkrise?
In den letzten 15 Jahren haben türkische Kreditinstitute viele Milliarden Dollar in Energieerzeugungsprojekte im eigenen Land gesteckt. Der türkische Industrie- und Handelsverband geht von 95 Milliarden US-Dollar aus. Davon verbleiben 51 Milliarden US-Dollar als Restschulden. Der Lira-Crash habe bei vielen Energieversorgern jedoch zu einem Missverhältnis zwischen Einkommen und Kreditkosten geführt. Die Überschuldung vieler türkischer Energiekonzerne stellt ein erhebliches Risiko für die Banken des Landes dar.
Gegenüber "Bloomberg" sagte Zumrut Imamoglu, Chefökonom des türkischen Industrie- und Handelsverbandes TÜSİAD: "Die Lira-Abwertung in den letzten Jahren war unerwartet, aber das ist nicht der einzige Faktor. Während die Kosten aufgrund des Währungsschocks steigen, können Unternehmen ihre Preise aufgrund staatlicher Regulierung und Preisobergrenzen nicht entsprechend anpassen, was wiederum finanzielle Probleme verursacht".
Cem Asik, Vorsitzender des Verbandes der Stromerzeuger erklärt: "Kraftwerke ohne Stromabnahmeverträge müssen jährlich fast drei Milliarden US-Dollar an die Banken zahlen. Dies ist jedoch fast 2,5 Milliarden US-Dollar mehr ist als was sie einnehmen".
Kraftwerke, die über Einkaufsgarantien oder langfristige Vereinbarungen mit der Regierung verfügen, müssen den Banken nach Angaben des Branchenverbands jährlich fast 4 Milliarden Dollar zurückzahlen. Dabei fielen alleine 2,6 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Zinsen an, so eine Studie der Boston Consulting Group, die von TÜSİAD in Auftrag gegeben wurde.
Lesen Sie auch
Laut JPMorgan Chase & Co. sind türkische Banken am stärksten von Krediten in Fremdwährung betroffen. Kredite von türkischen Energieunternehmen in Höhe von mindestens 6,1 Milliarden werden derzeit umstrukturiert oder refinanziert, so "Bloomberg". Türkische Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben zugestimmt oder befinden sich immer noch in Verhandlungen, um Darlehen in Höhe von mindestens 24 Milliarden US-Dollar zu reorganisieren. Atilla Yesilada, Ökonomin für GlobalSource Partners in Istanbul, erklärte gegenüber "Bloomberg": "All diese Umstrukturierungen und der Anstieg von Krediten, die in Bankportfolios beobachtet wurden, signalisieren, dass im Bankensystems eine Bombe tickt".
Quelle:
Bloomberg