Alarmsignale
Krisen-Barometer: Anzeichen für Immobilien-Blase in Deutschland
Deutsche Experten warnen in einer neuen Studie mit deutlichen Worten vor einer Immobilienpreisblase, die zu einer weltweiten Krise führen könnte.
"Die Gefahr, dass wieder Immobilienpreisblasen entstehen, die in eine neue weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise münden können, ist real", wird der Studienautor und DIW-Immobilienökonom, Claus Michelsen, in der Pressemitteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin) zitiert.
In Deutschland sei die Gefahr eines Einbruchs des Immobilienmarktes nicht ganz so groß wie in Großbritannien, in Portugal und in Schweden, so die Studie. Hierzulande sind seit dem Jahr 2010 die Kaufpreise für Wohnimmobilien im Verhältnis zu den Mieten um 20 Prozent stärker gestiegen - Anzeichen für Gefahren, die von spekulativen Überbewertungen ausgehen. Aber die Daten, die der DIW-Studie zugrunde liegen, decken nur die größten sieben Städte in Deutschland ab. "In den großen Städten wie Berlin, München oder Hamburg sehen wir durchaus Entwicklungen, die auf eine Preisblase schließen lassen", erklärt Konstantin Kholodilin, Ko-Autor der Studie. "Das heißt jedoch nicht zwangsläufig, dass die Entwicklung bundesweit bedenklich wäre", erklärt der Wirtschaftswissenschaftler.
Die DIW-Ökonomen untersuchten für ihre Studie Daten, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für insgesamt 20 Länder zusammengestellt hat. Kernergebnis der Studie ist, dass spekulatives Anlageverhalten an vielen Orten zu Blasen geführt hat. Anhaltspunkt für Berechnungen, die auf Preisübertreibungen hindeuten, ist das Verhältnis von Kaufpreisen zu Mieten. Die Studienautoren nennen Großbritannien, Portugal und Schweden als Orte für "wahrscheinliche" Spekulationsblasen. "Die Regulierung der Finanzmärkte ist nicht so weit vorangeschritten, wie man sich das wünschen würde und wie man sich das nach der großen Finanzkrise in den Jahren 2007 und 2008 gegenseitig versprochen hat", so der DIW.
Um die Wahrscheinlichkeit einer Marktblase besser einschätzen zu können, haben sich die Wissenschaftler auch die Verschuldung des privaten Sektors und der öffentlichen Hand, den langfristigen Zins, das Bevölkerungswachstum, das Wirtschaftswachstum und die allgemeine Preisentwicklung angesehen. Auch hier steht Deutschland besser als andere Länder da. Nur bei zwei Indikatoren schlägt das Immobilienblasen-Barometer für Deutschland aus: bei den sehr niedrigen Zinsen und dem vergleichsweise hohen Bevölkerungswachstum, das sich in Zukunft jedoch wieder abschwächen dürfte, meint der DIW. "Insbesondere die vergleichsweise geringe private Verschuldung hierzulande und die solide Finanzierung von Immobilienkäufen sprechen unter dem Strich gegen eine spekulativ getriebene Fehlentwicklung im gesamten Land", so Claus Michelsen.
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