ESG-Pionier nimmt Stellung
„Aktiv nachhaltig zu investieren bedeutet, sich mit einem Asset in mehreren Dimensionen zu beschäftigen“
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments bei Degroof Petercam AM, gibt einen Einblick in die hauseigene Nachhaltigkeits-Strategie des belgischen Asset-Managers und erklärt, warum es wichtig ist, anspruchsvoll zu investieren.
Frau Mortier, nachhaltiges Investieren ist in aller Munde, kaum eine Fondsgesellschaft ist nicht dabei. Degroof Petercam bezeichnet sich als Pionier auf diesem Feld. Warum?
Ophélie Mortier: Weil wir als eine der ersten Gesellschaften, bereits lange bevor die Vereinten Nationen 2012 die Deklaration über nachhaltige Entwicklungsziele verabschiedet haben, Nachhaltigkeitsprinzipien in unseren Investmentprozess aufgenommen und diese Anlagestrategie ernsthaft verfolgt haben. Wir arbeiten mit diesen Modellen seit 2007.
Was war der Hintergrund? Haben sie die Entwicklung antizipiert?
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an ökologischen oder sozialen Richtlinien, wie zum Beispiel die UN-Prinzipien für verantwortliches Investieren (UN PRI). Wenn sie aber vor zehn Jahren in ein Entwicklungsland investieren wollten, war es kaum möglich, valide Daten oder Informationen über das Land oder die Unternehmen zu bekommen. Irgendwann konnten unsere Fragen nicht mehr beantwortet werden: Warum zählte ein Unternehmen zur Gruppe nachhaltiger Investments, das andere aber nicht? Wir wollten Antworten. Also haben wir ein Modell entwickelt, das die Informationen liefert, die wir für unsere Entscheidungen brauchen. Es war eine logische Konsequenz.
Was beobachten Sie, wenn Sie sich die Märkte anschauen?
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Unternehmen und mit ihnen die Finanzmärkte stark verändert. Zudem hat sich die Gesellschaft verändert. Viele traditionelle Regeln gelten heute nicht mehr. Nehmen Sie zum Beispiel das IPO von Snapchat. Hier wurden erstmals ganz bewusst nur Aktionäre zugelassen, die auf ihr Stimmrecht verzichten. Wir halten das für falsch. Uns sind solche Entwicklungen nicht gleichgültig.
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Wollen Sie mit Ihrem Ansatz die Welt verbessern?
Die Idee hinter der Strategie ist, bessere Entscheidungen treffen zu können. Wir investieren nicht blind in irgendetwas, nur weil die Risikoprämie verführerisch hoch ist. Auch Anleger erwarten heute etwas anderes. Viele wollen Einfluss nehmen mit ihrer Anlageentscheidung. Unser Modell kreiert Wert, daher glauben wir daran.
Greifen wir den Begriff ‚Wert‘ auf: Was machen Sie, wenn die Unternehmen, die ihren Kriterien entsprechen, nicht hinreichend performen? Überdenken Sie dann Ihre Strategie?
Das Risiko der Unterperformance besteht immer. Unser ESG-Screening limitiert das Anlageuniversum aber nicht in der Weise, wie es die Frage andeutet. Jedes Modell, mit dem Sie den Markt screenen, prüft die Titel darauf, ob und wie sie das Portfolio voranbringen können. Wenn es den einen richtigen Ansatz geben würde, wären wir alle längst steinreich. Den gibt es aber nicht. Es gibt verschiedene Wege. Unser Nachhaltigkeitsansatz deckt das ganze Universum einzelner Anlageklassen ab und schließt im Prinzip nicht mehr oder weniger Titel aus, als andere Ansätze es tun.