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    In­ter­view mit Oliver Gahr  5551  0 Kommentare Blockchain für Unternehmen..."man muss sich nur trauen"

    Das Thema Blockchain-Technologie ist derzeit in aller Munde. Doch nutzen Unternehmen die Technologie tatsächlich schon? Um das rauszufinden, führte wallstreet:online ein Interview mit Oliver Gahr von IBM Research & Development. 

    1. Was ist das Konzept der IBM Blockchain Plattform?

    Oliver Gahr: Noch immer begegnen mir Verwirrungen über Blockchain und Bitcoin, dies vorweg. Bitcoin ist ein Anwendungsfall auf Blockchain Technologie, aber Bitcoin ist nicht Blockchain. Wir beschäftigen uns ausschließlich mit Blockchainanwendungen im geschäftlichen Umfeld. Wir sind im B2B Bereich tätig und das bleibt auch mit Blockchain so. Technologisch setzen wir dabei auf Hyperledger Fabric als Blockchain Layer, da dies aus unserer Sicht die einzige Blockchain ist, die heute Enterprise-ready ist und in allen Industrien einsetzbar.

    Die IBM Blockchain Platform (IBP) wurde von uns bereits vor mehr als zwei Jahren konzipiert und umgesetzt. Wir haben uns dabei konsequent an den Anforderungen unserer Kunden orientiert. Das Konzept der IBP ist eine sichere, performante und skalierbare Plattform, mit der alle Anwendungsfälle, auch industrieübergreifend, umsetzbar sind und mit der jede regulatorische Anforderung erfüllt wird.

    2. Warum ist die IBM Blockchain Plattform anders und was ist das Alleinstellungsmerkmal?

    Oliver Gahr: Die IBM Blockchain Plattform (IBP) weist eine ganze Reihe von Alleinstellungsmerkmalen auf. Die IBP läuft auf spezieller Hardware, nämlich der IBM Z, und nicht auf commodity Infrastruktur. Auf diesem Server sind wir in der Lage die Transaktionen schnell und vor allem so sicher abzubilden, wie auf keinem anderen. Wir haben von Anfang an Hyperledger Fabric nicht nur als ApplikationsLayer auf der Plattform betrachtet, sondern Fabric in die Plattform integriert. Ein weiteres wesentliches Merkmal ist das umfangreiche ToolSet, das wir mit IBP anbieten. Die Entwicklung und der Betrieb einer vollständig verteilten Lösung, in der auch Geschäftslogik verteilt und nicht durch eine Partei veränderbar ist, braucht sehr viel an Governance-Mechanismen. 

    Generell befinden sich alle unsere Kunden in der digitalen Transformation und es geht nicht nur um die Technologie, sondern viel mehr um bestehende und neue geschäftliche Netzwerke und Ecosysteme. Auch hier unterstützen wir allumfassend mit unseren Blockchain Services. Von einer ersten Idee bis hin zum Produktionsbetrieb begleiten wir unsere Kunden und prüfen sehr frühzeitig, ob der Einsatz einer Blockchain sinnvoll ist ein Kundenproblem zu lösen. Wir betreiben weltweit spezielle Kundenzentren, sogenannte Blockchain Garagen, dort helfen wir unseren Kunden, Blockchain-Lösungen auf neue innovative Weise zu entwickeln. 

    Das Ergebnis unserer Bemühungen ist eine schnell wachsende Unternehmenseinheit, die laut Juniper Research mit 32 Prozent Marktanteil die Nummer eins unter den Unternehmens-Blockchain-Anbietern ist. Unter den Unternehmen, die entweder aktiv darüber nachdenken oder gerade dabei sind, Blockchain einzusetzen, belegte IBM bei mehr als 40 Prozent den ersten Platz.

    3. IBM hat bisher mehr als 400 Blockchain-Kunden-Verträge abgeschlossen. Aus welchen Branchen kommen die Kunden und können Sie ein paar renommierte Unternehmen nennen?

    Oliver Gahr: Unsere Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Branchen. Im wesentlichen handelt es sich um Unternehmen aus dem Finanzwesen, der Logistik, der Lebensmittelbranche, Luxusgüterindustrie und Werbewirtschaft. Zu den interessantesten Projekten aus dem Finazwesen gehört we.trade. Hier arbeiten einige der größten Banken Europas, darunter die Deutsche Bank, Banco Santander, Nordea, HSBC, KBC, Natixis, Rabobank, Societe Generale und UniCredit, zusammen, um eine neue digitale Handelsfinanzierungsplattform aufzubauern und zu betreiben. Die Plattform soll es kleinen und mittleren Unternehmen in Europa erleichtern, Handelsgeschäfts im In- und Ausland abzuschließen. Gleichzeitig soll sie helfen, mehr Transparenz in Handelstransaktionen zu bringen.

    Ein weiteres spannendes Blockchain-Anwendungsbeispiel ist die Trade-Finance-Plattform Batavia. Auf ihr wurden die ersten Live-Pilottransaktionen mit Firmenkunden Anfang 2018 erfolgreich durchgeführt. Die weltweite Handelsfinanzierungsplattform wurde gemeinsam von einem Konsortium bestehend aus der Bank of Montreal (BMO), der CaixaBank, der Commerzbank, der Erste Group, IBM und UBS entwickelt.

    Ferner haben Maersk und IBM gemeinsam TradeLens aufgebaut. Ziel ist eine höhere Transparenz und Effizienz in Lieferketten. Bereits 94 Organisationen haben sich entschlossen, TradeLens zu nutzen, darunter Spediteure, Häfen, Zollbehörden, Banken, Logistikdienstleister und Unternehmen, die Waren weltweit versenden.

    Auch spannend, IBM und ein Konsortium aus führenden Unternehmen der Gold- und Diamantenindustrie gaben im April 2018 die erste branchenübergreifende Initiative bekannt, bei der die Herkunft von Schmuckstücken mittels Blockchain-Technologie über die gesamte Lieferkette hinweg nachverfolgt werden kann. Ziel ist es, die Transparenz für die Konsumenten zu erhöhen. Mit der TrustChain-Initiative können zunächst sechs Arten von Diamant- und Goldverlobungsringen im Blockchain-Netzwerk nachverfolgt werden. Voraussichtlich Ende 2018 könnte die Lösung für Konsumenten in teilnehmenden Schmuckgeschäften zugänglich sein.

    4. Wie können Unternehmen von der IBM Blockchain Plattform profitieren?

    Oliver Gahr: Unternehmen profitieren vom schnellen und unkomplizierten Aufsetzen ihrer Lösung auf der Blockchain Plattform und der einfachen Integration in Blockchain-Netzwerke. Die Einsatzgebiete sind vielfältig und Blockchain ist für jedes Unternehmen relevant. Sei es um Medienbrüche zu verhindern, Prozesse, die unternehmensübergreifend relevant sind zu automatisieren oder auch um Compliance-ready zu sein.

    5. Wenn wir über die Blockchain-Technologie sprechen, müssen wir auch über Dezentralisierung sprechen. Inwieweit ist die IBM Blockchain dezentralisiert? 

    Oliver Gahr: Die IBM Blockchain Plattform läuft auf der IBM Cloud, die über Standorte auf der ganzen Welt verfügt. Jeder Blockchain-Netzwerkknoten hat seinen eigenen Ledger, also seine Kopie der Daten. Die jeweilige Verteilung bestimmt der Kunde selbst. In der nächsten Version der IBM Blockchain Plattform werden wir hier den nächsten Schritt gehen und den Kunden ermöglichen, ihren Netzwerkknoten (peer) auch in ihrer Umgebung zu betreiben bzw. Multi-Cloud zu ermöglichen.

    6. Was ist das Potenzial der Blockchain-Technologie?

    Oliver Gahr: Blockchain ist ein wichtiger und notwendiger Baustein der Digitalisierung. Wenn wir über geschäftliche Netzwerke sprechen, dann sprechen wir von Mangel an Vertrauen, von Intransparenz, von Medienbrüchen in denen Daten nur unzureichend digital behandelt werden. Blockchain wird hier wesentlich zur Verbesserung beitragen.

    Aber das Potential der Blockchain geht darüber hinaus – es ermöglicht auch völlig neue Geschäftsmodelle, man muss sich nur trauen. Eine umfangreiche IBM-Prognose zur Zukunft der Blockchain finden Sie hier.





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