Die Patriarchen treten ab - Die Autobranche im Wandel
Seinen Abgang hatte sich Carlos Ghosn sicher auch anders vorgestellt, zeitlich und auch unter anderen Umständen. Der CEO des Renault- Nissan Konzern wurde Ende November vergangenen Jahres in Japan verhaftet, als er an Bord seines Privatflugzeuges in Tokio landete. Die Vorwürfe, die Verschleierung von Bezügen und damit auch die Verletzung von Börsenpflichten, mögen banal sein, aber es führte in der Folge auch zum Verlust seines als Postens als Managers des weltgrößten Konglomerats der Automobilbranche. Aus einer Gefängniszelle kann man nun mal keinen Weltkonzern führen.
Ende einer Ära
Der Abtritt von Ghosn bedeutet wohl auch das Ende einer Ära in der klassischen Automobilindustrie. Die Patriarchen, die alte Garde der Automanager, treten ab. Und damit der alles bestimmende Traum von Quantität und Größe in der Branche der Automobilindustrie. Männer, wie Sergio Marchionne von Fiat Chrysler, Ferdinand Piech und sein Nachfolger Martin Winterkorn von Volkswagen, Dieter Zetsche von Daimler etc. verließen die Führungsetagen der großen Automobilkonzerne, teils unfreiwillig, wie die Beispiele Ghosn und Winterkorn zeigen.
Die Idee der Größe an sich war überzeugend, die Globalisierung machte vor der Automobilwelt nicht halt und nahm immer mehr Fahrt auf. China entwickelte sich dank seiner wachsenden und gut verdienenden Mittelschicht zum größten Absatzmarkt der Welt, Andere Schwellenländer wie zum Beispiel Indien zogen nach. Auch das westliche Lebensmodell mit dem eigenen Privatwagen vor der Haustür schien international in Stein gemeißelt.
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Natürlich kostete so eine Eroberung der Weltmärkte Geld, sehr viel Geld. Die Investitionen in Technik und Produktionssystematik fraßen immer größere Löcher in die Budgets der Konzerne. Die einzige, scheinbar logische, Schlussfolgerung daraus war, die Verteilung der Kosten auf möglichst viele Fahrzeuge unterschiedlicher Marken sowie auf alle Kontinente zu verteilen. Nur damit ist der Markt auf Dauer zu beherrschen und jeder versuchte mit Fusionen und Übernahmen einen größeren Anteil vom Kuchen zu bekommen.