Wenn sich die Märkte da mal nicht irren! - Seite 2
Dargestellt sind auf der waagerechten Achse fünf Tage aus den letzten Monaten, wobei die Säulen zu jedem Tag die Höhe des damals erwarteten Zinsniveaus der Märkte repräsentieren. Im November waren die Märkte noch voll auf weitere Zinserhöhungen eingerichtet: Die vier Säulen (von links nach rechts: März bis Dezember) steigen an und signalisieren dadurch die Erwartung sukzessive steigender Zinsen.
Das war auch noch im Dezember so, wenn auch in abgeschwächter Form. Immerhin reichte aber die Dezember-Säule noch fast bis an die nächste gelbe Linie heran, die das nächste Leitzinsniveau der Fed darstellt. Die Anleger erwarteten damals also weiterhin wenigstens eine Zinserhöhung. Im Januar war es damit aber auch vorbei; de facto hatten die Märkte damals schon jede Zinserhöhung für 2019 ausgepreist. Im Februar war dies dann ganz offensichtlich: Die früheren Zinsängste der Anleger sind komplett verflogen!
Eine ganz ungewöhnliche Wendung im Stimmungsbild
Aber schauen Sie nun auf die vier Säulen ganz rechts: Hier sehen Sie eine sinkende Tendenz der Säulen, das heißt, die Märkte erwarten inzwischen sogar wieder eher Zinssenkungen! Noch verrückter wird es beim Blick auf die Details der aktuellen Fed Fund Futures. Denn sie signalisieren inzwischen eine Wahrscheinlichkeit von null für steigende Zinsen. Man kann auch sagen: Kein Anleger, der die Fed Fund Futures handelt, erwartet noch eine Zinserhöhung! Und das ist erst seit dem 7. März der Fall.
Das ist nicht nur an sich sehr ungewöhnlich, sondern auch mit Blick darauf, wie schnell sich die Stimmung in dieser Hinsicht komplett gedreht hat. Das wirft die Frage auf, was hinter diesem Stimmungsumschwung steckt: Wäre es die schwache Gewinnentwicklung und die damit verbundene Sorge vor einer (stärker) nachlassenden Konjunktur, sollten sich diese Bedenken auch in den Kursen bemerkbar machen. Denn wer will schon Aktien halten, wenn es mit der Wirtschaft bergab geht?
Hoffen die Anleger etwa auf erneute Unterstützung der Fed?
Das legt die Vermutung nahe, dass die Börsianer darauf setzen, dass die Fed weiter zurückrudert – sei es durch rhetorischen Druck der Regierung, tatsächliche Konjunkturbedenken oder die niedrige Inflation in den USA, die trotz ausgelastetem Arbeitsmarkt und entsprechend steigender Löhne erstaunlich niedrig bleibt.
So orakeln einige US-Analysten inzwischen sogar schon darüber, dass die Fed nicht nur weiterhin „geduldig“ bleiben könnte, sondern sogar das Tempo ihrer avisierten Zinserhöhungen offiziell weiter zurücknimmt oder diese ganz aussetzt. Andere gehen noch weiter und spekulieren über ein Aussetzen der Reduzierung der Anleihekäufe, was de facto einem zusätzlichen Liquiditätsschub gleichkäme.
Wehe, wenn es anders kommt!
Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Aber falls tatsächlich solche oder ähnliche Überlegungen hinter diesem merkwürdigen Signal durch die Fed Fund Futures stecken sollten, besteht unter Umständen ein beträchtliches negatives Überraschungspotenzial, selbst wenn die Fed alles so lässt wie bisher.
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Der DAX ist zumindest nach seinem neuen Jahreshoch vom Freitag schon wieder auf dem Rückzug. Anschlusskäufe hat das neue Hoch also nicht ausgelöst. Vieleicht warten ja die Anleger auch nur die Fed-Sitzung ab, um danach kräftig zuzugreifen. Aber charttechnisch bleibt bis dahin im DAX bei dem Szenario, das Sven Weisenhaus vor gut einer Woche hier vorstellte: eine Wiederaufnahme der bisherigen Abwärtsbewegung im Rahmen einer größeren ABC-Korrektur.
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)