Marktbericht Juni 2019
Geopolitik dominiert weiter
Geopolitische Risiken dominieren; Parallelwährung in Italien denkbar; Johnson-Risiko wird unterschätzt; Kalter Handelskrieg USA - China könnte eskalieren; Notenbanken werden noch expansiver; Weltbank senkt Wachstumserwartungen; Fazit: An den Kapitalmärkten vorerst auf Sicht fahren
Wo man auch immer hinsieht auf den internationalen Finanzmärkten, es dominieren die geopolitischen Themen. Von Italien über Großbritannien bis China: Überall sorgen sich die Anleger über zukünftige Handelsströme und die allgemeinen internationalen Beziehungen. Er drängt sich der Eindruck auf, dass die Globalisierung längst ihren Höhepunkt überschritten hat und sukzessive von Protektionismus und Nationalismus zurückgedrängt wird.
Für Investoren ist dies ein schwieriges Umfeld. Politische Entscheidungen und Prozesse sind schwer prognostizierbar. Vor allem dann, wenn auf dem gehobenen politischen Parkett offen gegen Konventionen, Absprachen, ja sogar gegen Recht und Gesetz verstoßen wird. Völlig unübersichtlich wird es, wenn Entscheidungen willkürlich und sprunghaft, ja scheinbar mit einer Prise Irrationalität getroffen werden. Wenn Sie damit die USA in Verbindung bringen, liegen Sie nicht falsch. Die Vereinigten Staaten bemühen sich, die strukturell stärker aufgestellten Wirtschaftsregionen dieser Welt unilateral losgelöst von Verträgen, internationalem Recht und Regeln anzugreifen. Die aggressive Vorgehensweise, auch gegenüber sogenannten Partnern und Freunden, lassen erste Gedanken an ein autoritäres Regime aufkommen.
Politische Risiken sind schwer zu bewerten. Für Anleger stellt sich somit auch heute die Frage, inwieweit sich diese Risiken bereits adäquat in den Preisen verschiedener Anlageklassen widerspiegeln. In einer Welt effizienter Kapitalmärkte finden alle Informationen, auch Risiken, sofortige Berücksichtigung in den Kursen und Preisen an den Finanzmärkten. Wie dargestellt, ist diese Informationseffizienz zumindest in der aktuellen unübersichtlichen Situation zu hinterfragen. Wir bemühen uns um eine Einordnung.
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Die aus Links- und Rechtspopulisten bestehende Regierung in Italien mag sich über viele Dinge streiten, sie einigt aber die Abneigung gegen die Europäische Union sowie der Wille zum Geldausgeben. Da beide Seiten die Koalition noch nicht beenden wollen, verschärfen Sie den Konflikt bezüglich des geplanten Budgetdefizits. Nachdem sich die Konfrontation im vergangenen Herbst zwischendurch abgekühlt hat, tritt der Streit zwischen Rom und Brüssel nun wieder offen zutage.