Edelmetall im Höhenflug
Goldrausch: Blick auf Gold-Chancen jenseits der Super-Goldpreis-Rallye
Die Entwicklung des Goldpreises signalisiert eine Art Goldrausch der Anlegergemeinde. Doch die Preisentwicklung sollte nicht das einzige Argument für wohlüberlegte Gold-Investitionen sein. Die Performance der Unternehmen aus der Gold-Branche beeindruckt zurzeit.
Der Goldpreis erlebt zurzeit eine aus Anlegersicht sehr erfreuliche Entwicklung: Das Sechs-Jahres-Hoch des Preises in US-Dollar für eine Feinunze wurde geknackt. Die Analysten sind sich weitgehend einig über die Gründe: Hauptgrund ist das billige Geld, mit dem die Zentralbanken die Märkte wohl noch länger fluten werden, was z. B. dazu führt, dass die Kurse von als "sichere Häfen" geltenden Staatsanleihen (z.B. USA und Deutschland) steigen und die Anleihen-Renditen im Gegenzug sinken – ein Grund mit, warum Aktien gerade trotz wachsender Unsicherheiten eine erhöhte Nachfrage genießen. Treasuries sowie Bunds als Zufluchtsort für sicherheitsorientierte Anleger erscheinen immer weniger attraktiv. Die Unsicherheiten werden auf geopolitscher Bühne z.B. vom schwelenden Konflikt USA/Iran und den Risiken des Handelskrieges markiert.
Bert Flossbach, Gründer und Vorstand der Flossbach von Storch AG, wendet sich vom sturen Blick auf die derzeit erfolgreiche Preisentwicklung des Goldes ab und legt den Fokus auf die eigentliche Rolle des Goldes im Anlegerdepot: die Schutzfunktion. "Für uns spielt Gold deshalb eine ganz andere, viel wichtigere Rolle im Portfolio: als Währung der letzten Instanz. Gold ist eine Versicherung gegen die uns bekannten und unbekannten Risiken des Finanzsystems, insbesondere die möglichen Folgen der ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken. Deshalb vergleichen wir den Goldanteil in einem Portfolio mit einer Feuerversicherung für das eigene Haus. (…) Ebenso denken wir: Wir hoffen nicht auf einen möglichst hohen Goldpreis, um damit Rendite zu erzielen. Denn das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass es an anderer Stelle in der Weltwirtschaft ganz gewaltig brennt – und das kann sich keiner ernsthaft wünschen", so Bert Flossbach in einem Gastbeitrag für "DASINVESTMENT".
Lenkt man den Blick auf die Realwirtschaft, die vom Gold profitiert, fällt z.B. der auch bei ETF-Anlegern beliebte Branchenindex Arca Gold Bugs auf. Dieser Index voller Firmen, die Goldminen betreiben, bzw. Gold produzieren, ist auf Monatsbasis um über 20 Prozent gestiegen, auf Sechs-Monatsbasis um 42,18 Prozent und auch auf Jahresbasis stimmt die Performance: 24,52 Prozent. Die Entwicklung des Goldpreises in US-Dollar pro Feinunze hinkt hinterher: 5,14 Prozent plus in einem Monat, über neun Prozent in sechs Monaten und gut 15 Prozent plus in einem Jahr.
Bei Investments in einzelne Goldminen-Aktien wie Newmont Goldcorp oder Barrick Gold dürfen Investoren nicht vergessen, dass die Aktienkurse nicht zwangsläufig an die Entwicklung des Goldpreises gekoppelt sind. In der – um es vorsichtig auszudrücken – sehr dynamischen Gold-Branche spielen Übernahmen und Spekulationen darüber eine große Rolle. Die Schwankungen der Aktienkurse der Gold-Firmen sind hoch. Hinzu kommt, dass die Anteilsscheine von Goldminen-Betreibern zurzeit relativ teuer sind.
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Nach alter Investorenregel steigt das Risiko eines Investments in Einzelwerte, Fonds oder ETFs mit Goldproduzenten parallel zu den Rendite-Chancen. Zurzeit sind die Renditechancen im Goldsektor gewachsen. Aber unterm Strich steht fest: Investitionen in pysisches Gold bleiben – ob Goldpreis-Rekorde oder nicht – eine sinnvolle Beimischung zur Absicherung.
Autor: Christoph Morisse