checkAd

    Börsen-Zeitung  583  0 Kommentare Ernsthaft krypto, Marktkommentar von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Mit den sogenannten Kryptowährungen ist es wie
    mit einer hartnäckigen Erkältung: Sie scheinen nicht mehr zu
    verschwinden und nerven. Nicht nur wegen der enormen Volatilität und
    vollmundigen Versprechungen, die in der Kryptogemeinde selbst nach
    dem Platzen der Bitcoin-Blase 2017 gern geäußert werden. Auch die
    Idee, weltweit ein Zahlungsmittel über das Internet bereitzustellen,
    das eine Alternative zu Zentralbankgeld sein könnte, ist nicht mehr
    aus der Welt zu bringen. Solche "Parallelwährungen", die im Grunde
    keine sind, da es sich nur um digitale Token handelt, bei der die
    Gegenpartei ein Software-Algorithmus ist, haben ein noch nicht
    vollständig begriffenes Potenzial, das Finanzsystem zu verändern.

    So hören auch Versuche nicht auf, Bezahltoken in privaten
    Netzwerken zu etablieren und ihnen eine größere Stabilität und
    Vertrauenswürdigkeit zu geben, um sie als mögliche Tausch- und
    Zahlungsmittel attraktiver zu machen. Ein Ansatz ist, zunächst einmal
    die Preisbildung zu verbessern. Viele Kryptowährungsplattformen
    erklären zwar, Wert auf Sicherheit und Prävention von Geldwäsche oder
    Insiderhandel zu legen. Doch die Aufsichtsbehörden sind bislang nicht
    gewillt, dem so weit Glauben zu schenken, dass sie darauf aufbauend
    auch Retail-Kryptoprodukte erlauben würde.

    Die US-Börsenaufsicht SEC hat beispielsweise erst kürzlich erneut
    die Frist verlängert, um Anträge von Bitwise, Van Eck/SolidX und
    Wilshire Phoenix für das Listing von börsengehandelten Kryptofonds an
    US-Börsen zu prüfen. Ein Knackpunkt ist, ob die Referenzpreise, die
    von den Anbietern zugrunde gelegt werden, den Kriterien Anlegerschutz
    und Transparenz entsprechen und nicht manipulierbar sind. Die SEC hat
    diesbezüglich mehrfach Zweifel daran geäußert.

    Eine Initiative, die vor diesem Hintergrund Beachtung verdient,
    ist der Vorstoß der Kryptoplattform Bakkt, die vom internationalen
    Börsenbetreiber Intercontinental Exchange (ICE) sowie vom
    Software-Riesen Microsoft und der Kaffeekette Starbucks unterstützt
    wird. Zum 23. September will Bakkt Bitcoin-Terminkontrakte mit
    physischer Lieferung auflegen. Wer diese täglich oder monatlich
    fälligen Kontrakte handeln will, muss sich in Bitcoin auszahlen
    lassen.

    Bakkt erhofft sich dadurch eine bessere Preisbildung, da für den
    Referenzpreis nicht Kurse von mehr oder weniger vertrauenswürdigen
    Kryptoplattformen einfließen, sondern nur tatsächliche Transaktionen
    mit Bitcoin, die über Bakkt Trust und ICE Clear U.S. abgewickelt
    werden. Bakkt Trust ist vom New York State Departement of Financial
    Services als Verwahrstelle akzeptiert worden, die Futures werden
    durch einen Selbstzulassungsprozess von der US-Derivateaufsicht CFTC
    akzeptiert. Die bisherigen Bitcoin-Terminkontrakte, die an der
    US-Terminbörse CME gehandelt werden, sehen anders als die physisch
    hinterlegten Bakkt-Futures eine Auszahlung in Dollar vor. Gelingt es
    Bakkt, mit der Verwahrlösung bei institutionellen Investoren zu
    punkten, würde ein neues Kapitel für Bitcoin in der
    Vermögensverwaltung aufgeschlagen. Würde sich ein liquides Produkt
    daraus entwickeln, dürfte das Problem der vertrauenswürdigen
    Preisbildung ausgeräumt sein.

    Bei aller Euphorie zeigt der Ansatz von Bakkt aber auch den
    Schwachpunkt von Kryptowährungen: So werden die Bitcoin, die Bakkt
    verwahrt, zusätzlich durch einen Versicherungsschutz gedeckt - sollte
    es doch einmal gelingen, die Bakkt-Verwahrlösung zu hacken.

    Bemerkenswert ist auch, dass die japanische Variante von Amazon,
    Rakuten, über eine Smartphone-App Handel und die Verwahrung von
    Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Bitcoin Cash in einem
    "Wallet" anbietet - unter japanischer Regulierung. Auch andere
    Dienstleister in anderen Ländern haben Vergleichbares angekündigt.

    Sollte sich daraus ein nennenswertes Zahlungsvolumen entwickeln,
    stellt sich die Frage der Regulierung wohl auch für Länder wie die
    USA neu. US-Außenminister Mike Pompeo hat kürzlich erklärt, für die
    Regulierung von Kryptowährungen solle der gleiche Rechtsrahmen zur
    Anwendung kommen wie für elektronische Finanztransaktionen.

    Davon erfasst wäre dann wohl auch der vom sozialen Netzwerk
    Facebook präsentierte globale "Investment Token" Libra, der laut
    Konzept unterlegt mit Bankguthaben und kurzlaufenden Staatsanleihen
    in stabilen Währungen wäre. Die Tatsache, dass Libra Bedenken von
    Notenbanken und Wettbewerbsbehörden weckt, zeigt, wie sich der
    Krypto-Markt weiter entwickelt: Einige Initiativen sind ernst zu
    nehmen und womöglich der Beginn einer Institutionalisierung des
    Markte.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de


    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen

    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Ernsthaft krypto, Marktkommentar von Dietegen Müller Mit den sogenannten Kryptowährungen ist es wie mit einer hartnäckigen Erkältung: Sie scheinen nicht mehr zu verschwinden und nerven. Nicht nur wegen der enormen Volatilität und vollmundigen Versprechungen, die in der Kryptogemeinde selbst nach …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer