Nemetschek
Short-Chance von 83 Prozent
Nemetschek wächst … und das seit Jahren konstant. Das ist in einem Umfeld, in dem viele Unternehmen ihre Wachstumsprognosen reduzieren und immer öfter Gewinnrückgänge gemeldet werden, ein tadelloses Kaufargument. Der Haken ist, dass die Bewertung der Nemetschek-Aktie über das Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) dadurch seit Jahren ungewöhnlich hoch ist. Derzeit würde es, wenn die Prognosen der Analysten in Bezug auf den Gewinn pro Aktie für 2019 erreicht werden, bei knapp 50 liegen. Angesichts eines Umsatz- und Gewinnwachstums zwischen 20 und 30 Prozent nicht gerade „billig“. Gerade in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld wäre ein KGV um 30 als normal anzusehen. Käme es zu einer solchen Normalisierung des KGV, würde die Aktie würde nur noch bei etwa 28 Euro notieren. Utopisch?
Durchaus nicht, denn vor einem Jahr kam es schon einmal dazu, dass Nemetschek kräftig in die Knie ging. Auch da drückte den Kurs die Last der hohen Bewertung, die immer erst dann zu einem Ausstiegsargument wird, wenn der Aufwärtstrend kippt – so wie heute. Die Hinweise mehren sich, dass ein erneuter Abwärtsimpuls nahe sein könnte. Der Chart zeigt, dass die Aktie zwar Anfang Juli ein neues Rekordhoch markierte, dies aber nicht halten konnte. Der Kurs fiel zurück und droht, ein etwas asymmetrisches Doppeltopp auszubilden, dessen Nackenlinie bei 44 Euro liegt und näher rückt. Und dass diese Nackenlinie derzeit mit der wichtigen 200-Tage-Linie auf einem Level liegt, macht diese Konstellation für die Bären besonders verlockend. Zumal:
Split-Effekt verpufft … das dürfte den Bären gefallen!
Das letzte Rekordhoch kam nicht auf „natürlichem Wege“ zustande. Nemetschek vollzog Ende Juni einen Aktiensplit von 3:1, d.h. man hatte auf einmal drei statt zuvor eine Aktie im Depot. Das Ziel war wie immer bei solchen Maßnahmen, den Kurs der Aktie optisch zu verbilligen und sie so für Anleger attraktiver zu machen. Und das funktionierte auch tadellos: Binnen weniger Tage sauste der Kurs um etwa 20 Prozent nach oben. Nur verdient Nemetschek keinen Cent mehr, nur, weil die Aktie jetzt billiger aussieht: Die hohe Bewertung wurde dadurch noch höher. Und dass die Anleger entsprechend reagierten, indem sie zügig Gewinne mitnahmen und das Papier heute wieder dort steht, wo es vor dem Aktiensplit notierte, zeigt, dass die Luft nach oben dünn wird. Und nach unten wäre viel Spielraum, sollte dieses Doppeltopp mit dem Bruch der bei 44,43 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie und der knapp darunter, bei 44 Euro, liegenden Nackenlinie der Formation vollendet werden.