Warum der Handelsstreit ein Börsen-Dauerbrenner bleibt
Sehr verehrte Leserinnen und Leser,
als erfahrener Börsianer registriert man die Reaktionen der Märkte auf den Handelsstreit inzwischen mit einiger Verwunderung, vor allem weil diese Reaktionen einem typischen Muster zu widersprechen scheinen.
Wie du mir, so ich dir
Dabei sind diese Reaktionen eigentlich ziemlich vorhersehbar. So schockte Ende August eine weitere Verschärfung des Handelsstreits die Börsianer, als China Trumps damalige Zollerhöhung mit gleicher Münze zurückzahlte und Trump daraufhin nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ umgehend zurückschlug.
Dann beruhigten sich die Gemüter wieder etwas – auch an der Börse – so dass weitere Verluste zunächst ausblieben. Schließlich kam die Nachricht, dass China an weiteren Gesprächen mit den USA interessiert sei, was für Erleichterung bei den Anlegern und damit für steigende Kurse sorgte. So weit, so berechenbar.
Einen ähnlichen Ablauf sahen wir auch in den vergangenen Tagen: So wurden kürzlich – wieder einmal – neue Gespräche zwischen den USA und China angekündigt, diesmal sogar recht konkret (siehe Börse-Intern vom 17.09.2019). Es wurde sogar ein Besuchsprogramm für die chinesische Delegation abseits anstrengender Gesprächsrunden geplant. Den Börsen gab diese Meldung einmal mehr Rückenwind.
Die nächste Enttäuschung folgte „programmgemäß“
Am Freitag folgte dann die Enttäuschung: Die Chinesen werden zwar zu den Gesprächen anreisen, sagten aber das Besuchsprogramm ab. Prompt reagierten die Börsen, und zwar merklich, wie der folgende Intraday-Chart zeigt:
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Zugegeben, die Darstellung überzeichnet diesen „Einbruch“, der mit -0,8 % noch moderat ist. Aber die folgende Erholung blieb bisher schwach und der Kurs scheiterte an der runden 3.000er Marke und gab zum Schluss nochmals nach.
Nun mag am Freitag noch der Verfallstag eine Rolle gespielt haben, so dass wir erst in den nächsten Tagen sehen werden, was dieser Rücksetzer wirklich wert ist. Allerdings beobachten wir dieses Muster nun schon seit Monaten: Die USA und China überziehen sich einerseits gegenseitig mit immer neuen Handelsverschärfungen, signalisieren aber andererseits zwischendurch immer wieder Verhandlungsbereitschaft. Doch zu diesen Verhandlungen kommt es nie so recht, so dass die Lage unter dem Strich stets weiter eskaliert.