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     2425  0 Kommentare Draghi geht, Lagarde kommt: Nachlese und Ausblick

    Draghi geht, Lagarde kommt: Nachlese und Ausblick

    Nach acht Jahren Dienstzeit geht Mario Draghi am 31. Oktober in Rente. Er hinterlässt ein streitbares Erbe: Einerseits rettete er die Eurozone, andererseits etablierte er sich als Zinsvernichter.

    Der heilige Mario - Schutzpatron der Eurozone

    Ab 2011 verhinderte Draghi den Zahlungsausfall von Ländern wie Italien, was die Eurozone insgesamt über die Klippe hätte stürzen lassen. Zur Abwendung einer dann auch konjunkturellen Depression waren nicht nur massivste Leitzinssenkungen nötig. Über Anleihekäufe wurden 2,6 Billionen Euro in die eurozonalen Finanzmärkte gepumpt.

    Dennoch, bis heute hat es die EZB nicht geschafft, eine Inflation von zwei Prozent zu erzielen, bei der eine Balance zwischen Preisstabilität und Deflationsgefahr besteht. Ebenso vermochte es die freizügigste Geldpolitik aller Zeiten nicht, die Euro-Konjunktur von rezessiven Tendenzen zu befreien. Daher, nur zehn Monate, nachdem Draghi das Ende von Zinssenkungen und Anleiheaufkäufen versprach, hat er kurz vor Amtsaufgabe weitere Zinserleichterungen und den erneuten Beschuss der Finanzmärkte mit der „Dicken Berta“ angekündigt. Zu viel ist offenbar noch nicht genug.

    Die Großoffensive der EZB hat gewaltige Nebenwirkungen

    Was zum konjunkturellen Erfolg fehlt, ist ein wirtschaftspolitisch gut gedüngter Standort. Doch sind die Regierungen der Euro-Länder nicht mehr gezwungen, über Wähler vergraulende, da schmerzhafte Reformmaßnahmen für gute Bonitäten und somit günstige Kreditbedingungen zu sorgen.  

    Das übernimmt die EZB mit planwirtschaftlicher Zinsdrückung. Und so haben die mickrigen Anleiherenditen in Italien mit guter Bonität so wenig gemeinsam wie Zucker mit Salz. Apropos Italien, die neue Regierung darf sich alle Schuldensünden ohne Beanstandung der EU erlauben, wenn damit die politische Wiederkehr des Euro-kritischen Matteo Salvini bei z.B. Neuwahlen verhindert wird.     

    Die permanente Verhinderung von Krisen via Geldpolitik hat zu einer dauerhaften Guthabenkrise der Zinssparer geführt. Berücksichtigt man die offizielle Inflation, so liegen die in Deutschland erzielbaren Zinsen auch real unter Null. Die Entschuldung des Staates ist die Entreicherung der Zinssparer.

    Der Zins als effektives Steuerungsinstrument fällt immer weiter aus. Es werden unzählige Fehl- und Modeinvestitionen getätigt, die bei höheren Zinskosten zu Recht unterblieben. U.a. lässt der Anlagenotstand die Immobilienpreise immer weiter ansteigen.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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