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     1217  0 Kommentare Katalonien-Separation ante portas, warum bricht die Madrider Börse nicht ein?

    Politische Börsen haben kurze Beine

    Warum hat die Katalonien-Krise (bislang) kaum Auswirkungen – auch auf die spanische – Börse? Der IBEX35 steht mit 9.400 Punkten, da wo vor einem Jahr. Trifft zu, was Börsianer schon immer wussten: Politische Börsen kurze Beine haben – siehe casus Trump oder Brexit. Da die Börse angeblich schlauer als die Politik ist, heißt es im Umkehrschluss, auch ein Austritt Kataloniens wäre für Spanien wirtschaftlich kein Drama. Unterer Beitrag vergleicht die Börsenauswirkungen von heute mit dem denen in der Immobilienblase 2009-2012 und wagt eine Prognose.

    Quelle: finanzennet, eigene Überarbeitung

    Bestandsaufnahme

    Beide Graphiken zeigen, dass die Katalonien-Krise im Vergleich zur Immobilienkrise 2009-2012 bislang nur minimale Auswirkungen auf die spanische Börse hatte. Sowohl der IBEX-Aktienindex als auch die mit einem 6,0%igen Kupon ausgestattete 30jährige Staatsanleihe (WKN 197017) zeigen keine auffälligen Schwächezeichen. Die Anleihe konnte sogar an das europäische Niveau (Bundesanleihen) anschließen. In einer „Krisenzeit“ ist das erstaunlich.

    Man denke an das ökonomische Griechenland-Fiasko in 2011 als 20-30% Rendite erzielbar waren. Dabei war doch das Katalonien-Referendum von langer Hand vorbereitet und nichts passierte? Schläft die Madrider Börse?

    Quelle: finanzennet, eigene Überarbeitung

    2012 ist dagegen der IBEX im Vergleich zu 2008 über 50% auf unter 6.000 Punkte gefallen. Die zitierte Staatsanleihe gab in ihrem Tiefpunkt um gut 35% auf 88,77% nach. Auch die 10jährige Kreditversicherung, die sog. Credit Default Swaps befinden sich heute für das Königreich Spanien mit 0,7% auf dem Rekordtief. https://riskvar.com/spain/credit-default-swaps/. So bleibt einem deutschen Fondsmanager oder Versicherer noch eine kleine positive Rendite übrig, wenn es schief geht.

    Unsere Medien warnen unisono die Katalanen: Warum eigentlich?

    Wenn unsere Systemmedien und Politiker erneut Alarm schlagen, so richten sich die Warnungen – wie früher beim Brexit – primär an die Katalanen. Keiner darf den EU-Klub so einfach verlassen, es sei denn er wird rausgeschmissen. Zollschranken, EU- und Euro-Austritt, Arbeitslosigkeit, Verlust der Bindungen an das alte Mutterland – die Liste der angedachten „Gefahren einer Separation“ ist lang. Woher wissen diese Leute das so genau?

    Dabei sehen doch in einer Schnelleinschätzung die Erfolgschancen für die Austrittswilligen gar nicht so schlecht aus. Katalonien besitzt mit seinen 7,5 Einwohnern – z.B. hat das aufmüpfige Schottland nur 5,5 Mio. Bewohner – und einem BIP-Anteil von etwa 20% des spanischen (hier 1.865 Mrd. € nach Kaufkraftparität in 2018) die Wirtschaftskraft Finnlands oder Ungarns und damit die Fähigkeit als selbständiger Staat ökonomisch problemlos zu existieren. Der Region wird zudem der Status einer export- und tourismusstarken sowie hoch industrialisierten und mit qualifiziertem Humankapital ausgestattetes Land bescheinigt. Bei einem Euro-Austritt könnte die neue Währung – ich schlage hier den assoziierenden Namen Catalan vor – freiwillig an die Unionswährung gekoppelt werden, wie es einige Dutzende Länder der Dritten Welt mit der Koppelung an den US-Dollar, tun. Die Katalanen besitzen zudem genügend Kaufkraft um als Markt für die EU interessant zu bleiben.

    Mit der simplen Firmensitzverlegung ins spanische Mutterland geht weder diese Kaufkraft verloren, noch werden die Realinvestitionen (VW-Werk) & Co. geschlossen. Denn durch ein Dekret, das allein die Firmensitzverlagerung erleichtert, werden keine Sachwerte verschoben und gehen keine Arbeitsplätze verloren Das wissen Brüssel, der Sozialist Sanchez und die deutsche Wirtschaft wohl.

    Weiteres Sinnieren ist erlaubt: In der aktuellen Krise wird die heikle Frage der NATO-Zugehörigkeit eines freien Kataloniens ganz vergessen. Russland und das reiche China würden an einer Militärbasis im Mittelmehr interessiert sein und ggfs. mit üppigen Krediten und Finanzinvestitionen einspringen, wenn Brüssel & Madrid auf die Idee kämen, Barcelona finanziell zu strangulieren.  Das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Vergleichbare Befürchtungen gab es bei Griechenland (Versteigerung des Hafens von Piräus) und in Zypern. 

    Fazit: Vorgenannte Argumentation soll nicht bedeuten, dass der Autor eine Autonomie automatisch für gut hält. Bisherige offizielle Stellungnahmen zeigen jedoch erneut, wie einseitig, ökonomiefremd und Brüsseltreu unsere Systemmedien und Politiker mit versteckten „Drohungen“ hantieren. Ein Seminar zu 1 x 1 der Volkswirtschaftslehre würde einigen Vertreter beider Zünfte guttun.

    Dr. Viktor Heese – Finanzanalyst und Fachbuchautor www.prawda24.com ; www.finanzer.eu




    Dr. Viktor Heese
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    Dr. Viktor Heese ist promovierter Volkswirt und war bis 2010 dreißig Jahre bei verschiedenen Großbanken im Wertpapierresearch tätig. Heese spezialisierte sich auf Versicherungs- und Bankaktien sowie Kapitalmarktanalyse. 2010-2013 leitete er das Deutsch-Russische-Zentrum- für Wirtschaftsforschung und deutsches MBA in Moskau. Seit 2014 ist er als Fachbuchautor und Publizist freiberuflich tätig und bietet Fachseminare zu Börsen- und Bankthemen an. Er ist Herausgeber des Anleihen-Börsenbriefes „Der Zinsdetektiv“
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    Verfasst von Dr. Viktor Heese
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