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    Goldpreis  19404  3 Kommentare Investigativ: Gegen die Marktintervention und Manipulation beim Goldpreis

    Unsere Partnerredaktion von Smart Investor ist einer heißen Spur gefolgt, die zur Aufklärung von ungeraden Machenschaften rund um den Goldpreis beiträgt - halbseidene Verschwörungstheorien garantiert ausgeklammert:

    Der Goldpreis wird, wie Leser des Smart Investor wissen, heutzutage stark vom Futuresmarkt beeinflusst. Der Referenzpreis für Gold-Leihgeschäfte, für die Bestimmung des Inventarwerts von Gold-ETFs und für den Großhandel mit Edelmetallen wird aber immer noch in London festgelegt. Das berühmt-berüchtigte „London Gold Fixing“, 2015 harmlos in „LBMA Gold Price“ umbenannt, feierte nun sein 100-jähriges Jubiläum. 

    Am 12.9.1919 wurde das Londoner Goldpreisfixing von der Bank of England und den Rothschilds ins Leben gerufen. Vertreter von fünf Geldinstituten trafen sich jeden Tag pünktlich um 10:30 Uhr in dem direkt gegenüber der Bank of England gelegenen Hauptquartier von Rothschild & Sons und bestimmten den Goldpreis.

    Die Rothschild-Bank stellte viele Jahre den Vorsitzenden. Nach dem Zusammenbruch des London Gold Pool 1968 fand das Treffen zusätzlich um 15:00 Uhr (Londoner Zeit) statt, um den Handelsstart in den USA zu überwachen. Im Mai 2004 zog sich Rothschild nach 200 Jahren auf dem Londoner Goldmarkt überraschend zurück. Heute legen 15 Banken und Metallhändler den Londoner Goldpreis fest; die Abstimmung erfolgt elektronisch.

    England Hand in Hand mit den USA

    In den ersten Jahren diente das Londoner Goldfixing vor allem dazu, den Verkauf von sieben südafrikanischen Minengesellschaften zu kontrollieren, für die Rothschild als Verkaufsagent fungierte. 1925 bis 1931 (England war zum Goldstandard zurückgekehrt) wurde der Preis in einer engen Handelsspanne um 4,24 GBP fixiert. Von 1931 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und ab 1954 war es wichtig, dass der Preis nicht über die von den USA festgelegten und im Abkommen von Bretton Woods bestätigten 35 USD je Unze stieg. Am 1.11.1961 bündelten acht Zentralbanken ihre Goldreserven, um über Interventionen im Londoner Goldmarkt gegen zu große Nachfrage die 35-USD-Marke zu verteidigen. Im Winter 1967/68 verkaufte die Bank of England im Auftrag des Pools in das Goldfixing hinein Tausende Tonnen des Edelmetalls – bis der London Gold Pool im März 1968 wegen Goldmangels zusammenbrach.

    US-Präsident Richard Nixon kündigte 1971 das Abkommen von Bretton Woods und nahm Notenbanken somit die Möglichkeit, Dollars zu einem festen Kurs in Gold zu tauschen. 

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    Der Preis hätte sich nun eigentlich frei entwickeln können. Ronan Manly, Edelmetallanalyst bei BullionStar (Singapur), schildert in einem längeren Artikel, mit welchen ausgefeilten Methoden es westlichen Notenbanken gelang, „die Psychologie des Marktes zu brechen“ und einen unerwünschten Goldpreisanstieg zu verhindern. Ein Eckpfeiler war der von der Bank of England 1980 eingeführte „Gold Lending Market“, bei dem jede Unze Gold an Institutionelle mehrfach verliehen wird („unallocated gold“), angeblich bis zu über 100 Mal. Doch auch die Festlegung des Londoner Referenzpreises hat einen Anteil an der Goldpreismanipulation.

    Gold nachmittags billiger als am Vormittag

    Die obige Abbildung zeigt sehr anschaulich, wie der Preis von 1970 bis 2019 beim Londoner Goldfixing gedrückt wurde. Wenn ein Investor jeden Tag beim Vormittagsfixing gekauft und am Nachmittag wieder verkauft hätte, hätte er massiv Geld verloren (schwarze Linie im Chart).

    Hätte er jedoch am Nachmittag gekauft und am nächsten Morgen verkauft, hätte er einen enormen Gewinn gemacht (blaue Linie). Gäbe es keine Manipulation, müssten beide Linien der Entwicklung des Goldpreises (rot) folgen – warum sonst sollte eine Unze Gold am Nachmittag permanent weniger wert sein als am Vormittag?

    US-Justiz klagt Chef-Trader von JP Morgan an

    Am 16.9.2019 wurden Michael Nowak, der Chef des globalen Metall-Trading-Teams von JP Morgan Chase, und zwei seiner Kollegen nach Ermittlungen von FBI und Börsenaufsicht CFTC von der US-Justiz angeklagt. Der Vorwurf: Manipulation der Edelmetallmärkte in New York, London und Singapur in einer Vielzahl von Fällen, und das über viele Jahre. 

    Ronan Manly wies in einem Artikel darauf hin, dass Michael Nowak für JP Morgan Chase im Verwaltungsrat der für das Londoner Goldpreisfixing verantwortlichen London Bullion Market Association (LBMA) sitzt. Das sei mit den selbst formulierten ethischen Grundsätzen der LBMA wohl kaum vereinbar. Am 20.9. griff die Financial Times (FT) das Thema auf. Wenige Stunden nach Erscheinen des FT-Berichts wurde Nowak vom Board der LBMA entfernt und dessen Lebenslauf von der Internetseite der LBMA gelöscht.

    Pikantes Detail am Rande: David Meister, der Michael Nowak als Rechtsanwalt in diesem Fall verteidigt, war von 2010 bis 2013 als Director of Enforcement bei der CFTC für die Überprüfung von JP Morgan Chase zuständig und befand damals, dass er nichts Illegales gefunden habe.

    Fazit

    Wer über Goldpreismanipulation geschrieben hat, galt bislang meist als Verschwörungstheoretiker. Jetzt ermittelt die Justiz, und die LBMA hat auch schon reagiert. Ein Anfang bei der Aufklärung dieser dubiosen Vorgänge ist gemacht. Dem Londoner Goldpreis alles Gute zum Geburtstag!

    Autor: Rainer Kromarek / SmartInvestor





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