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     4099  0 Kommentare Das Schicksal ist besiegelt

    Es gibt viele Gesetzmäßigkeiten in unserem Leben, in der Wirtschaft und natürlich auch an der Börse, sagen mir ständig viele Leute. Man darf sich ihnen nur nicht verschließen, muss mit offenen Augen durch die Welt gehen und versuchen, den Rhythmus der Dinge zu erspüren.

    Nun gut, ich werde es also einmal versuchen: Alle zwanzig Jahre wird das Austragungsland der Fußball-Europameisterschaft auch selbst Europameister. Und alle dreißig Jahre gibt es eine große Inflation. Ersteres war 1964 und 1984 der Fall, Letzteres 1918, 1848 und 1978. Nun wissen Sie bereits im Gegensatz zu mir, der diese Kolumne am Sonntag Nachmittag geschrieben hat, ob Portugal das Gesetz der Serie bestätigt hat. Ist dem so, dann können wir, so muss ich wohl folgern, ab 2008 mit einer großen Inflation rechnen. Ein Glück, dass uns dann wenigstens noch vier ruhige Jahre bleiben.

    Es kann jedoch noch verheerender kommen. So schreibt es ein Kollege von mir in der neuen Ausgabe eines kritischen Anlagemagazins. Denn die USA werden 2008 keine andere Wahl haben als das Deutsche Reich 1918: Hohe Kriegskosten, hohe Auslandsverschuldung, so dass nur noch der Weg der Hyperinflation übrig bleibt.

    Soll ich mich jetzt mit so einem Unsinn auseinandersetzen? Nein, da stelle ich lieber meine eigenen Gesetzmäßigkeiten auf. Eine davon lautet: Wer einmal Hämorrhoiden hat, bekommt immer wieder Hämorrhoiden. Was ganz besonders für die erhabenen Prognostiker unter der schreibenden Zunft gilt. Man kann also ganz cool bleiben. Selbst dann, wenn Portugal tatsächlich Europameister wird. Der wirkliche Druck aufs Gemüt kommt von unten und von innen – und nicht von oben und von außen.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Das Schicksal ist besiegelt Es gibt viele Gesetzmäßigkeiten in unserem Leben, in der Wirtschaft und natürlich auch an der Börse, sagen mir ständig viele Leute. Man darf sich ihnen nur nicht verschließen, muss mit offenen Augen durch die Welt gehen und versuchen, den …