Marktbereinigung wird Kurspotential eröffnen!

Liebe Abonnenten,

an der oberen Spanne der Trading-Range haben die Bären ein starkes Argument bekommen, das die Machverhältnisse gegenüber den Bullen eindeutig geklärt hat. Die Halbleiterbranche wird Ende 2004 bzw. Anfang 2005 unter einem Gewinneinbruch zu leiden haben. Die Nachfrage des gesamten Sektors wird dennoch weiter ansteigen, davon gehen Analysten und Unternehmen aus. AMD rechnet mit einem “Zuwachs der Verkäufe” in den beiden Geschäftssparten Flash-Speicher und Mikroprozessoren”. Zu hohe Produktionskapazitäten werden allerdings die Gewinnmargen reduzieren. Und auf einmal sind wir wieder beim alten Schweinezyklus. Sobald die Chiphersteller mit ihren Produktverkäufen Geld verdienen, weiten sie ihre Produktion so stark aus, dass das überhöhte Angebot den Preis schon sehr bald senkt.

Diese Überkapazitäten fallen auf eine Phase der “stabilen konjunkturellen Abkühlung”. Das heißt die Weltwirtschaft wächst weiterhin, allerdings nicht mehr mit Raten von über 4%. Es handelt sich bei den Halbleitern also zum eine branchenspezifisches Problem, das von anderen Industriesektoren nicht bestätigt wird. Larry Ellison, CEO von Oracle, hat dies letzte Woche so kommentiert: “Dies ist der Aufschwung - genießen sie ihn”. Sein Chairman bringt die Erwartungshaltung des Unternehmens ebenfalls klar zum Ausdruck: “Wir sehen keine fundamentale wirtschaftliche Änderung, die die Lage verschlechtert hätte und die Unternehmen zwingt, ihre Prognosen zu ändern”. Die IBM-Zahlen am Freitag haben dann zwei weitere wichtige Erkenntnisse gebracht: Zum einen haben auch sie eine stabile Situation wirtschaftliche Situation außerhalb der Halbleiterbranche bestätigt. Zum anderen hat der starke Abverkauf der Aktie nach positiver Eröffnung gezeigt, dass die Märkte noch nicht bereit sind auf positive Nachrichten zu reagieren.

Fazit: Bislang war das Börsenjahr 2004 ein verlorenes Jahr. Das dürfte sich erst ändern, wenn weitere Kursverluste zu einer Marktbereinigung geführt haben, die vielen Aktien fundamental wieder deutliches Potential einräumt. Die kurzfristige Sensibilisierung der Finanzmärkte für negative Nachrichten und die nur sehr zurückhaltende Würdigung positiver Impulse, spricht dafür, dass die letzten Bewegungstiefs an den Aktienmärkte nicht halten werden. Bis Oktober sollten die Börsen - dem häufigen saisonalen Muster entsprechend - ein tragbares Tief gebildet haben. Wir werden diese Markterwartung im Trading-Depot mit einer deutlich passiven Haltung Rechnung tragen. Eine Cash-Quote von 60% und Investitionen in Aktien, die keine starke Korrelation zu den Leitindizes besitzen, scheint angebracht. Sobald ich weitere solcher Werte entdecke (mit Software AG und Funkwerk konnten wir auch in den letzten Wochen Gewinne erzielen) werden wir das natürlich umsetzen. Vermeiden Sie nächste Woche noch eine klare Positionierungen auf der Short-Seite. Die amerikanischen Märkte befinden sich wieder an der unteren Begrenzung der Trading-Range. Ein Test dieser wird mit starken Rebound-Ansätzen verbunden sein.

Viele Grüße
Simon Betschinger