Deutsche Wirtschaft langfristig angeschlagen
Zombiewirtschaft: dauerhafte Stagnation durch Stabilisierung?
Sind Sie der Ansicht, Deutschland und Europa benötigen keine Strukturreformen? Dann sollten Sie die nachfolgende Empfehlung nicht lesen. Sind Sie der Ansicht, dass die fortwährenden Eingriffe in die Wirtschaft nicht folgenlos bleiben, dass die Leistungsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland leidet und die Geldpolitik schädliche Folgen hat, dann lohnt es sich für Sie, weiterzulesen. Sie können sich zugleich Gedanken machen, ob die Bären an die Finanzmärkte zurückkehren werden – für länger.
Das gerade erschienene Buch von Alexander Horn: „Die Zombiewirtschaft. Warum die Politik Innovation behindert und die Unternehmen in Deutschland zu Wohlstandsbremsen geworden sind“ dient als Denkanstoss und ist als Anstoss für eine Debatte gedacht.
Gegenstand ist der aktuelle und künftige Zustand deutscher Unternehmen, insbesondere deren drastisch nachlassende Arbeitsproduktivität.
Zwischen 1950 und 1973 nahm die Arbeitsproduktivität um 5,9 Prozent zu – pro Jahr.
Zwischen 1974 und 1991 wuchs die Arbeitsproduktivität nur noch um 2,8 Prozent pro Jahr.
Im Jahrzehnt nach der Finanzkrise, von 2008 bis 2018, waren es lediglich noch 0,3 Prozent. Die Arbeitsproduktivität pro Stunde stieg immerhin noch um 0,7 Prozent an. Gleichwohl bezeichnete Ifo-Präsident Clemens Fuest den Rückgang des Produktivitätswachstums als die heute „wohl wichtigste Frage der Wirtschaftspolitik und der Wirtschaftswissenschaften“ bereits im Jahresgutachten des Sachverständigenrats 201/2016.
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Vielen anderen westlichen Ländern geht es ähnlich: Unternehmen gelingt es immer weniger, so der selbständiger Unternehmensberater und Geschäftsführer beim Politikmagazin Novo, Alexander Horn, angewandte Prozess- und Produktinnovationen auf dem Markt durchzusetzen. Ausnahmen gibt es immer, z.B. in der Automobilindustrie, die jedoch vor fundamentalen Herausforderungen steht.
Das Ende der Marktwirtschaft?
Letztlich läuft das Buch Zombiewirtschaft auf die Frage hinaus: Hat das immer weiter gesteigerte Eingreifen des Staates in die Wirtschaft zu deren Sklerotisierung heute geführt, insbesondere das Vermeiden von Rezessionen mit Rettungsmaßnahmen und Konjunkturpaketen sowie geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken seit dem Ende der 1960er Jahre? Anders gefragt: Treten wir in eine Zeit dauerhafter Stagnation ein, weil die permanente Stabilisierung eine Bereinigung der Wirtschaft von unproduktiven Unternehmen verhindert, dort Kapital und Arbeitskräften gebunden werden und so Wettbewerb vermindert wird? In der Fußball-Bundesliga würde das in etwa bedeuten, dass fünf Jahre nach deren Gründung 1962 regelmäßig die schlechtesten fünf Vereine kräftige Finanzspritzen und deren Spieler eine Arbeitsplatzgarantie im Verein erhalten würden.