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    FOREX-Report  491  0 Kommentare US-Notenbank mit Molltönen, aber noch keine US-Negativzinsen!

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,0808 (06:31 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0806 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106,93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 115,65. EUR-CHF oszilliert bei 1,0517.

    Das Thema Risikoaversion an den Finanzmärkten erhielt gestern Vorschub durch die Einlassungen des US-Notenbankchefs Jerome Powell. Powell warnte vor einer langen US-Wirtschaftsschwäche. In der Tat ist das hinsichtlich der schwachen Strukturdaten der USA nicht auszuschließen, allen voran bezüglich der Schuldenstände der öffentlichen Hand (jetzt per 12. Mai 2.003 Mrd. USD im laufenden Jahr!), der US-Verbraucher und der US-Unternehmen.

    Hier zeichnet sich auch im interdisziplinären Vergleich mit China eine markante Divergenz ab. In China ist die Corona-Lage im Griff. Die verfügten Maßnahmen Chinas zur Stabilisierung sind im Vergleich zum Westen überschaubar, was als Ausdruck der Widerstandskraft der Ökonomie interpretiert werden kann. Die Sentiment- und Konjunkturdaten setzten zuletzt unerwartete positive Akzente und implizieren eine Erholung, die im Dunstkreis des „V“ angesiedelt ist oder sein kann.

    Powell sieht nicht nur eine längere Wirtschaftsschwäche, sondern auch ein weiteres signifikantes Abwärtsrisiko für die US-Wirtschaftslage. Das klingt nicht mehr nach dem Permaoptimismus der vergangenen Jahre. Hinsichtlich des Mandats der Fed nicht nur für Preisstabilität zu sorgen, sondern auch für ein auskömmliches Wirtschaftsumfeld, irritierte die Aussage, dass man hinsichtlich der Zinspolitik Ruhe bewahre und Negativzinsen derzeit nicht auf der Tagesagenda stünden. Das enttäuschte den US-Präsidenten. Er fordert Negativzinsen ein. So wie er seine Nullzinsen bekommen hat, wird er auch seine Negativzinsen erhalten. Es ist hinsichtlich der existentiell kritischen US-Gesamtschuldenlage (Staat, Haushalte, Unternehmen) nicht eine Frage des „ob“, sondern nur des „wann“.

    Ein Blick auf Corona „global“ gemäß Johns-Hopkins-Universität:

    Coronavirus global: Die Zahl der nachgewiesenen Infizierten legte seit gestern um 85.870 auf 4.347.921 zu. Die Zahl der Genesungen stieg um 55.893 auf 1.549.343, während die Zahl der Todesfälle um 5.259 auf 297.220 zunahm. Damit liegt die Zahl der akuten nachgewiesenen Fälle bei 2.501.358 (Vortag 2.476.640).

    Quelle: https://gisanddata.maps.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/bda75 ...

    In den letzten 24 Stunden legte die Zahl der Gesamtinfektionen (akkumuliert) weiter zu. Wir stehen weiter bei circa 85.000 Neuinfektionen. Der Anstieg der Zahl der akut Infizierten oszilliert derzeit mit rund 25.000 unterhalb der in letzter Zeit dominierenden Bandbreite von 30.000 – 40.000 pro Tag.

    Entspannung in Asien setzt sich fort. China weist noch 141 akut Infizierte auf. In Südkorea sind es 969 Fälle. In Hongkong liegt die Zahl bei 38. Japan kommt aktuell auf 6.451 akut Infizierte, während Singapur in der Region einen „Hotspot“ mit 20.516 Fällen darstellt (Problem Wanderarbeiter).

    In Kontinentaleuropa setzt sich die ermutigende Entwicklungen grundsätzlich fort. Deutschland weist jetzt 17.537 Fälle auf. In Spanien liegt die Zahl bei 60.764. Italien bringt es jetzt auf 78.457 akute Infektionen und in Frankreich liegt die Zahl bei 92.321.

    Die Daten aus Norwegen und den Niederlanden sind weiterhin nicht ansatzweise schlüssig. In beiden Ländern will man gemäß dieser Daten nicht erkranken (NL: Gesamtfälle 43.410, Todesfälle 5.581, Genesungen 157; Norwegen: Gesamtfälle 8.175, Todesfälle 229, Genesungen 32).

    Die Epizentren sind weiter die USA (1.063.171 akute Fälle), das UK (196.689) und Russland (192.056).

    Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

    Eurozone: Produktion schwach, aber besser als erwartet (M)

    Die Industrieproduktion sank per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um 11,3% (Prognose -12,3%) nach zuvor -0,1%. Im Jahresvergleich stellte sich in Einbruch um 12,9% (Prognose -12,4%) nach zuvor -2,2% (revidiert von -1,9%) ein.

    In Frankreich stellte sich die Arbeitslosenquote im 1. Quartal auf 7,8% (Prognose 8,4%) nach zuvor 8,1% und markierte den tiefsten Stand seit 2008 (leider „old news“).

    Die Verbraucherpreise Deutschlands (finale Berechnung) legten im Jahresvergleich per April um 0,9% zu (Prognose 0,8%).

    UK: BIP schwach, aber besser als erwartet

    Das BIP sank laut vorläufiger Berechnung per 1. Quartal 2020 um 2,0% im Quartalsvergleich (Prognose -2,5%) nach zuvor 0,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,6% (Prognose -2,1%) nach zuvor +1,1%.

    USA: Negativer Preisdruck ausgeprägt

    Die Erzeugerpreise fielen per April im Monatsvergleich um 1,3% (Prognose -0,5%) nach zuvor -0,2%: Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,2% (Prognose -0,2%) nach zuvor +0,7%.

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungspaar EUR/USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.0720 – 1.0980 eröffnet neue Opportunitäten.

    Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!




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    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
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