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     1543  3 Kommentare Es geht auch noch schlimmer

    Natürlich muss man als Anleger immer mit Kursschwankungen rechnen, teilweise auch mit heftigen. Es gibt auch Schieflagen und sogar Betrug wie derzeit bei Wirecard.

     

    Und bei einem breit gestreuten Portfolio ist so etwas zwar ärgerlich, aber kein Beinbruch. Man muss sich ja nur einmal den Dax ansehen, wie gering sich dort selbst der erst Sturz von Wirecard um 70 Prozent an einem Tag darauf ausgewirkt hat.

     

    Nein, das wirklich Schlimme ist etwas ganz anderes. Das wurde im Rahmen der Finanzkrise einmal diskutiert, doch dann habe ich nichts mehr davon gehört. Zum Glück. Denn es ist wirklich zu gruselig.

     

    Jetzt, bei Wirecard habe ich zum ersten Mal seitdem wieder daran gedacht. Über einen Umweg. Denn bei Wirecard geht es ja um Treuhandkonten. Und in diesem Zusammenhang, jetzt einmal abgesehen von Wirecard, habe ich mich ja immer gewundert, wie intelligente und wohlhabende Menschen sich auf so ein Treuhändermodell zur Steuerersparnis einlassen können.

     

    Das klingt ja alles immer irgendwie ganz lukrativ, Geld vor dem Fiskus zu verstecken, in dem man es einem Treuhandmodell auf den Cayman Inseln oder sonstwo investiert. Doch würde ich so etwas machen? Nein, um keinen Preis der Erde.

     

    Denn was ist, wenn der Treuhänder dann sagt: Njet. Was will man denn dann machen? Gegen einen Finanzmenschen auf den Cayman Inseln einen Prozess anstreben?

     

    Ich wüsste gerne einmal, welche Summen den vielen vermeintlich so cleveren Steuersparern durch solche Methoden entwendet worden sind. Aber dafür gibt es sicherlich nicht einmal Schätzwerte. Schließlich sind private Steuersparer nicht zur Abgabe einer testierten Bilanz gezwungen.

     

    An dieser Stelle komme ich nun zu dem, was mich wirklich bedrückt. Denn was ist, wenn sich jemand an die Aktien, die ich bei meiner Bank zu liegen habe, heranmacht? Ein Mitarbeiter, der sich unberechtigt Zugang verschafft? Und die Aktien dann verkauft oder als Sicherheit verpfändet oder wer weiß was sonst noch alles?

     

    Und was ist, wenn das in einer Situation wie 2008 passiert, in der die Banken sowieso auf der Kippe stehen?

     

    Bei einem Einzelfall oder einer überschaubaren Summe in guten Zeiten wird die Bank oder der Bankenfonds sicherlich solche Kunden entschädigen. Doch was ist, wenn die Bank ein Sanierungsfall ist? Wenn sie pleitegefährdet ist?

     

    Da wird sich doch die Feuerwehr nicht um private Aktieninhaber kümmern. Da geht es schließlich darum, dass das gesamte Gebilde nicht einstürzt. Da zählt der Einzelne nicht mehr, wie ungerecht er auch behandelt worden ist.

     

    Und was hat man dann als betrogener Anleger noch für Chancen? Wohl nur gegen den Dieb zu klagen. Doch dessen Geld wird jetzt wahrscheinlich ebenfalls bereits auf den Cayman Inseln sein. Oder eben nicht einmal mehr das.

     

    Es gibt daher wohl nur einen wirklichen Schutz des eigenen Aktienvermögens, seit die Aktien nicht mehr in gedruckter Form existieren. Und der ist, dass solche Krisen gar nicht mehr auftreten.

     

    Und das sollen sie ja auch nicht, hat man mir gesagt.

     

     

    berndniquet@t-online.de

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Es geht auch noch schlimmer Wenn wirklich Geld erst da ist und dann weg ....