Wie es aktuell zu einem langjährigen Bärenmarkt kommen könnte
Zu der Börse-Intern von Mittwoch dieser Woche, in der es um einen Vergleich aktueller Entwicklungen mit denen der „Neuer Markt“-Blase ging, haben mich einige Leser-Mails erreicht. Eine lautete zum Beispiel wie folgt:
„Sehr geehrter Herr Weisenhaus,
vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Ich bin wie Sie der Meinung, dass angesichts der gegenwärtigen Situation, sprich der Corona-Krise, die Bewertungen sehr hoch sind. Aber ich sehe auch,
dass die Aussicht auf "jemals" wieder steigende Zinsen sehr gering ist. Könnte dies nicht dafür sorgen, dass die längst überfällige Korrektur bzw. ein Angleichen der Preise von Aktien an die
Realität wesentlich sanfter ausfallen könnte, als das nach der DotCom-Blase der Fall war?
Mit freundlichen Grüßen“
Noch keine neue Blase am Aktienmarkt
Ich möchte dies zum Anlass nehmen, klar zu stellen, dass ich aktuell keine Blase am Aktienmarkt sehe, wie wir sie zur Jahrtausendwende hatten. Die Entwicklungen und Situationen von damals und heute sind nicht in allen Aspekten die gleichen. So haben die Bewertungen, gemessen zum Beispiel am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), noch längst nicht das irrsinnige Niveau von damals erreicht, zumindest nicht in der Breite des Marktes. Vergleichbar sind die Übertreibungen lediglich bei einigen Technologieaktien.
Ein großer Unterschied besteht auch darin, dass die Aktienkurse zur Jahrtausendwende in eine Übertreibung geraten waren, weil die Anfänge des Internetzeitalters zu einer Goldgräberstimmung geführt hatten. Und erst durch das Platzen der Blase ist damals eine Krise entstanden. Heute werden dagegen Technologie- und einige andere Aktien gehypt, weil die Nachfrage nach deren Produkten durch eine bereits vorhandene Krise gestiegen ist. Allerdings hat das inzwischen auch zu einer Goldgräberstimmung bei diversen Aktien geführt.
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Die Zinssituation und die Geldpolitik sind heute auch andere als zu Zeiten des Neuen Marktes. Und genau deshalb gehe ich DERZEIT nicht davon aus, dass wir bald einen ähnlich starken und langen Abwärtstrend am Aktienmarkt erleben werden, wie wir ihn in den Jahren 2000 bis 2003 erlebten. Denn in der Corona-Krise mangelt es schlicht an Anlagealternativen. Vorstellbar ist aber durchaus, dass die Aktienindizes noch einmal nah an die Tiefs vom März heranlaufen.
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